Vom Tod der Tiere und der Menschen

SALZBURGER HOCHSCHULWOCHEN

08/08/12 Haben die Menschenrechte überhaupt noch Platz in hochkomplexen Gesellschaften? Morgen Donnerstag (9.8.) werden in einer Podiumsdiskussion um 10 Uhr bei den Salzburger Hochschulwochen in der Großen Aula vermutlich zwei sehr verschiedene Meinungen aufeinanderprallen.

Prof. Heiner Bielefeldt (Erlangen-Nürnberg), UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, diskutiert mit dem Münchener Soziologen Prof. Armin Nassehi. Während Nassehi davon ausgeht, dass unsere Gesellschaft zu komplex ist, um Handlungsfolgen managen zu können, ist für Bielefeldt der Mensch handelndes Subjekt, das sehr wohl Herr seiner Taten und somit verantwortlich ist. „Die Menschenrechte, untrennbar verbunden mit Demokratie, halten den Raum für verantwortungsvolles gemeinsames Handeln offen“, so Bielefeldt in seiner Hochschulwochen-Vorlesung heute Mittwoch (8.8.). „Die aggressive Entliberalisierung der Demokratie durch Populisten stellt hier eine große Gefahr dar.“

„Verantworten“ ist Thema der Salzburger Hochschulwochen heuer. Ein weites inhaltliches Feld. „Theologische Zoologie“ mag eine verwunderliche Begriffskombination sein für Leute, die sich wenig mit Schöpfungsverantwortung beschäftigen. Als ein Pionier auf diesem Feld gilt Rainer Hagencord, der ebenfalls derzeit eine Vortragsreihe in Salzburg hält.   hilt , die in Vom „interplanetarischen Eroberer“ zum verantwortungsbewussten Mitgeschöpf

Mensch und Tier sind für diesen Wissenschafter, der das Institut für zoologischer Theologie an der Universität Münster aufgebaut hat, „radikal aufeinander bezogene Geschöpfe und Partner im Bund Gottes“. Doch die bei Descartes grundgelegte Anthropozentrik und das mechanistische Naturverständnis der Neuzeit hätten dies verdunkelt. „Der Mensch wütet als ‚interplanetarischer Eroberer’, der in diesem Planeten und seinen Bewohnern lediglich Ressourcen sieht, die es auszubeuten gilt“, so Hagencord. Dem setzt der Theologe eine theologische Würdigung des Tieres entgegen, basierend auf einer biblisch fundierten Verantwortungsethik. „Die Sorge um umfassende Gerechtigkeit muss auch das Wohl der Tiere beinhalten. Die Kirche muss ihr Engagement in diesem Bereich noch verstärken!“, fordert Hagencord. Sein Institut für theologische Zoologie in Münster sei ein erster Schritt in diese Richtung.

„Verantworten“ heißt auch, das Ende eines alten Menschen würdig zu gestalten. Während Hospize zumeist auf die Betreuung jüngerer Patientinnen und Patienten ausgerichtet sind und zur Enttabuisierung des Todes entschieden beigetragen haben, gebe es im Bereich der institutionellen Betreuung sterbender älterer Menschen noch großen Aufholbedarf. Darauf weist Prof. Karin Wilkening hin. Sie ist Psychologin mit Schwerpunkt soziale Gerontologie an der Hochschule für angewandte Sozialwissenschaft Ostfalia. Insbesondere Demenz und das Zusammentreffen vielfältiger Krankheitsbilder stellten die Alterseinrichtungen vor Herausforderungen. Wünschenswert wäre also eine spezifische „Abschiedskultur“ in Alterseinrichtungen und einer größeren Wertschätzung gegenüber älteren, sterbenden Menschen. (HSW/dpk)