Viele Gründe, zu Tode zu kommen

HINTERGRUND / STOLPERSTEINE

19/03/12 Offiziell war Salzburg ab 1938 „Judenfrei“. Ein paar Glaubensjuden war es doch gelungen, unterzutauchen. Adolf Aaron Weiß hat das Ende des Nazi-Terrors trotzdem nicht erlebt. Er starb 70jährig am 6. November 1944 an Unterernährung.

Zu seinem Gedächtnis wird am kommenden Freitag (23.3., 10 Uhr) vor dem Haus, in dem erwohnte, Vierthalerstraße Nr. 5, ein „Stolperstein“ verlegt. Bürgermeister Schaden hat die Patronanz für diesen Gedenkstein übernommen, er wird bei der Verlegung anwesend sein.

Da der jüdische Friedhof in Aigen gesperrt war, durfte Adolf Aaron Weiß nicht seiner Religion gemäß bestattet werden. Er wurde eingeäschert und auf dem Salzburger Kommunalfriedhof beigesetzt, in der »Gruft der Vergessenen«, damit sein Name für immer ausgelöscht sei.

Diesem Vergessen steuert man mit den Stolpersteinen gegen. Zum sechsten Mal werden Bronzeplatten mit eingraviertem Namen vor Hauseingängen und auf Gehsteigen angebracht. Diesmal sind es 39 Stück, erstmals auch für Homosexuelle und zum ersten Mal auch für einen Deserteur der deutschen Wehrmacht: Karl Reitmeier war zuletzt in der Plainstraße wohnhaft, in Glanegg hat man ihn hingerichtet.

Bisher hat der Kölner Künstler Gunter Demnig 129 Stolpersteine in Salzburg verlegt. Die diesjährigen Stolpersteine erinnern unter anderem auch an Menschen, die der Euthanasie zum Opfer gefallen sind, und an solche, die als Sympathisanten der KPÖ verfolgt wurden. Die Gründe für Verfolgung waren ja vielfältig: Ein gewisser Josef Micheler hat sich des „Rundfunkverbrechens“ schuldig gemacht, sprich: Er hat Feindsendungen mitgehört und wurde dafür in München-Stadelheim hingerichtet. Anton Reiter hingegen war Spanien-Kämpfer und wurde im KZ Dachau ermordet. (Dachverband/dpk)