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„Die Fahne des Fortschritts“ weht anderswo

INTERVIEW / MARKUS HINTERHÄUSER

05/05/11 … nämlich in Wien: Dort wird Markus Hinterhäuser, heuer in Salzburg Interims-Festspielintendant, 2014 Luc Bondy als Intendant der Wiener Festwochen ablösen. Vize-Intendantin und Chefkuratorin wird die Leiterin des Berliner Ballhaus-Theaters Shermin Langhoff.

Von Heidemarie Klabacher

altOb man in Salzburg gefürchtet hat, mit einem Intendanten Hinterhäuser die über die Jahre Ruzicka und Flimm zurück gewonnene Beschaulichkeit wieder einzubüßen? Womöglich gar an die Ära Mortier anzuschließen, wenn Markus Hinterhäuser nicht nur - aus Verantwortungsgefühl und Liebe zur Institution - für ein Jahr Festspiel-Intendant geworden wäre? Hinterhäuser ist es ja sogar gelungen, dem „traditionsreich“ zwischen Fackeltanz und Signierstunde dahindümpelnden „Fest zur Festspieleröffnung“ mit einer flächendeckenden Cage-Aufführung Aufmerksamkeit zu sichern.

„Es ist kein Geheimnis, wie sehr ich die Salzburger Festspiele liebe. Ich hatte hier in Salzburg eine unvergleichliche Aufgabe. Ich kann ohne irgendeinen Abstrich sagen, dass das die bereicherndste Zeit meines Lebens war. Und jetzt beginnt ein neues Kapitel. Jetzt freue ich mich auf Wien.“

Er freue sich auch, so Markus Hinterhäuser im Gespräch mit DrehPunktKultur, über die „unglaubliche Zustimmung“ seit dem Bekanntwerden seiner Ernennung zum Festwochen-Intendanten: „Das wäre nicht so, wenn ich nicht auch die Zustimmung hier in Salzburg gehabt hätte.“

Die Verantwortung für die Wiener Festwochen übernehmen zu können, sei für ihn „insofern eine wirkliche Erweiterung, als ich auch für den großen theatralischen Bereich, etwa die großen Theaterproduktion im Museumsquartier, zuständig bin, nicht nur für Musikprogramm“. Dieses „Gemenge an Schauspiel und Musik“ sei für ihn eine spannende neue Herausforderung.

Konzepte gibt es natürlich noch nicht. „Ich habe eine komfortable Zeit dazu. Meine erste Festwochen-Saison ist 2014. Das ist eine sehr gute Zeit. Es sind ja noch drei Festwochen in der jetzigen Konstellation.“ Die nächsten vier Monate werde er, so Markus Hinterhäuser, „nur Salzburg widmen“.

Er fände es richtig und schön, den Anteil echter Eigenproduktionen der Festwochen zu erhöhen. „Idealtypisch dafür war die Produktion ‚Schutz vor der Zukunft’“, erinnert Markus Hinterhäuser, der an Christoph Marthalers Musiktheaterstück damals nicht nur als Pianist, sondern „auch gedanklich“ mitgewirkt hat. Diese Produktion ist jedenfalls für den designierten Festwochen-Intendanten eine „idealtypische Möglichkeit, in die Festwochen die Geschichte der Stadt mit einzubeziehen“: „Der Leuchtturm dieser Möglichkeiten.“ Er jedenfalls hoffe, die „unglaubliche internationale Strahlkraft“ der Wiener Festwochen nach außen und nach innen weiter zu verstärken.

Zusammen mit Markus Hinterhäuser als Intendanten wird ab 2014 Shermin Langhoff als stellvertretende Intendantin und Chefkuratorin das Festival leiten. Die Verträge laufen jeweils drei Jahre und sind nicht verlängerbar. „Ein Jahr Intendant in Salzburg, drei Jahre Intendant in Wien - ich arbeite mich hinauf.“

„Der Salzburger Intendant kehrt heim nach Wien“ titelt der Standard heute Donnerstag (5.5.) beinah selber so freudestrahlend, wie Ronald Pohl im Text die „Wegbereiter einer neuen Wiener-Festwochen-Zukunft“ schildert. Der Wiener Kulturstadtrat Mailath-Pokorny sah schon, so der Standard, gestern Mittwoch (4.5.) bei der Pressekonferenz im Rathaus, Markus Hinterhäuser „die Fahne des Fortschritts über Wien aufpflanzen“ - und freute sich auch noch. Salzburg dagegen hat Fahnen und sonstiges eingezogen: Was wäre, wenn so ein Querdenker nicht „nur“ - wie bisher auf singuläre Weise - den Konzertbereich, sondern das gesamte Festspielprogramm verantworten würde? Das wollte man hierorts lieber nicht wissen.

Bild: Salzburger Festspiele

 

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