König Ödipus, Tape Art und Automatenliteratur

DOKUMENTATION / PODIUM 2010

28/10/10 Vierzehn Projekte wurden für "Podium 2010" ausgewählt. Im vorigen Jahr waren es acht. Im Folgenden einige Beispiele für kreative Ansätze, auf die David Brenners Förderaktion, für die beachtliche Mittel zur Verfügung stehen, besonders hinzielt.

altEin gemeinsames Theaterprojekt von Hörenden und Gehörlosen hat sich die Schauspielerin Hildegard Starlinger vorgenommen. Gezeigt wird das Stück "König Ödipus" nach Sophokles. Der Chor beispielsweise wird mit gehörlosen Darstellerinnen und Darstellern besetzt, weil "das Gestische eine größere Intensität beim Ausdruck des Leides erreicht als das gesprochene oder gesungene Wort", heißt es in der Projektbeschreibung. "Der Fokus liegt damit erfreulicherweise nicht auf einer 'Beeinträchtigung' nach dem Motto 'lassen wir sie halt mitspielen', sondern auf der Betonung einer speziellen Fähigkeit, nämlich der Gebärde. 'Inklusion statt Integration' dürfte hier also das passende, besonders aktuelle Motto sein", so Kultur-Landesrat David Brenner am Donnerstag (28.10.) bei der Präsentation der Podium 2010-Siegerprojekte.

Ein mehrstufiges Projekt hat sich der bildende Künstler Bernhard Gwiggner unter dem Titel "Politisch verfemt/political correct. Ein Prolog" ausgedacht. Ihm ist die theoretische wie praktische Auseinandersetzung mit Relikten und Artefakten des Nationalsozialismus altim Stadtraum Salzburg ein Anliegen. Gwiggner geht es um "politische" Kunst. Vielversprechend an diesem Ansatz ist die Tatsache, dass nicht nur das konkrete Ergebnis der künstlerischen Aktionen, Prozesse oder Experimente im öffentlichen Raum sichtbar wird. Bernhard Gwiggner will die Leute mit Hilfe variabler "Displays" auf Fahrradanhängern auf die konkreten Ergebnisse des künstlerischen Handelns aufmerksam machen. Auch Vortragsreihen und Lehrveranstaltungen zu den Themen Kunst, Philosophie und Geschichte sind Teil der Aktion. Paris-Lodron-Universität und Universität Mozarteum werden mit eingebunden.

Temporäre Interventionen im öffentlichen Raum sind auch vom "Tape Art"-Projekt des neuen Gollinger Kulturzentrums "F.A.R.M. (Free Arts Regional Movement)" zu erwarten. Anders als bei Graffiti greifen "Tape-Art"-Künstler nicht zur Spraydose, sondern zum Klebeband. Heraus kommen beeindruckende, zum Teil dreidimensionale (oder dreidimensional wirkende) Kunstwerke auf Gehsteigen, Straßen und Fassaden. Diese neue Kunstform - man könnte auch sagen eine Art "Graffiti 2.0" - erlebt angeblich in Weltstädten wie New York, London und Berlin eine Blüte. Zeit also, dass man auch in Golling den Anschluss an die weite Welt findet. Zum Auftakt wird es einen Workshop mit bereits anerkannten "Tape Art"-Künstlern geben.

Jeder kennt Passbild-Automaten. Was aber soll man sich unter "Automatenliteratur" vorstellen? So heißt das Projekt von Judith Pfeifer, Sophie Reyer, Jörg Zemmler und Thomas Ballhausen. Statt der oft eher unbefriedigenden fotografischen Momentaufnahmen eines Passbild-Automaten soll die "Automatenliteratur" ein kurzes literarisches Portrait derjenigen liefern, die sich ein paar Minuten Zeit nehmen und in diesen Literatur-Automaten steigen. Wie die Sache konkret funktioniert, das wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht verraten. (LK/dpk)

Detailinformationen zu den Siegerprojekten sind unter www.salzburg.gv.at/podium_2010.doc abzurufen.
Bilder: www.stimme.at (1); www.gwiggner.com (1)
Zur Meldung {ln:160 Quadratmeter Klebeband}