Tandems für die Riedenburg und Maxglan

KULTURPOLITIK / STADT

10/02/23 „Wir haben keine einfachen politischen Verhältnisse“, räumte Bürgermeister-Stellvertreter Bernhard Auinger ein, als er am Donnerstag (9.2.) in einem Pressegespräch einen Ausblick auf die Kulturvorhaben von Salzburgs Kulturpolitik im laufenden Jahr gab.

Von Reinhard Kriechbaum

„Fair Pay“ ist ein Thema, bei dem Auinger (SPÖ) in der ÖVP-dominierten Stadtpolitik eher keine offenen Türen einrennt. Faire Entlohnung war ja eine zentrale Forderung auch im Kulturstrategieprozess der Stadt. Das Land war schließlich Vorreiter, die Stadt hinkte nach. Im Kulturbudget 2023 ist aber nun doch der erste Budgetposten dafür festgeschrieben. Dazu Auinger: „Nach einer Bedarfserhebung wurde in Abstimmung mit dem Land eine schrittweise Vorgehensweise verankert, um gerechte Entlohnung für die Angestellten in den städtischen Kultureinrichtungen zu implementieren. Für die Stadt Salzburg liegt der Anteil bei insgesamt 900.000 Euro. Der erste Schritt über 200.000 Euro wurde mit dem Budget 2023 bereits beschlossen.“

An einem schwer verdaulichen Brocken in Sachen „Fair Pay“ kiefeln derzeit noch sowohl das Land als auch die Stadt. Wie wird man die gerechte Entlohnung im Bereich der tatsächlich frei schaffenden Künstlerrinnen und Künstler umsetzen? Dass man mit den Angestellten in der Kultur begonnen hat, habe gute Gründe gehabt, bestätigt auch die Kulturamtsleiterin Dagmar Aigner. Für den Bereich der Selbständigen „haben wir noch nicht den Stein der Weisen gefunden“. Da wird es sehr schwierig sein für die Subventionsgeber, zwischen Hobbykünstlern und ernsthaften Kulturtätigen zu unterscheiden

Bernhard Auinger verweist auf verbesserte Arbeitsbedingungen durch den Generalplan Kulturbauten. „Kultureinrichtungen sind Arbeitsplätze, die moderne und adäquate Arbeitsbedingungen benötigen“,versichert Auinger. „Durch die Sanierung des Landestheaters, die bereits 2022 abgeschlossen wurde, und durch die Generalsanierung der Festspielhäuser profitieren vor allem die Beschäftigten in den Einrichtungen. Es wird hier nicht in goldene Wasserhähne, sondern in moderne Arbeitsplätze investiert, die auch für die heimische Wirtschaft enorm wichtig sind.“

Eine entscheidende Aufgabe für die Kulturpolitik wird es in nächster Zeit, die vor ziemlich genau einem Jahr vom Gemeinderat beschlossene Kulturstrategie „Salzburg 2024 Kultur.Leben.Räume.“ umzusetzen. Auinger: „Das Ziel der Kulturstrategie war von Beginn an, die unglaubliche kulturelle Vielfalt in der Stadt Salzburg noch sichtbarer zu machen, Vernetzung zu erleichtern und die Kultur verstärkt in die Stadtteile zu bringen."

Im Bereich der Jugendkultur hat man mit dem 5020 Festival einen Impuls gegeben. Dagmar Aigner verweist auch auf das neue Vernetzungsformat, den Dialog Kunst-Wirtschaft-Wissenschaft. Außerdem sollen Akzente in den Stadtteilen gesetzt werden, Stichwort Out of the Box. In Riedenburg und Maxglan soll es noch in diesem Jahr losgehen, derzeit läuft die Ausschreibung. Die Zusammenarbeit zwischen Künstlern, Wissenschaftlern und Unternehmern soll gezielt gefördert werden. „Wir suchen Tandems“, sagt Dagmar Aigner dezidiert. Und sie zählt weitere Grätzl-Vorhaben auf: „Ein Projekt über Siedlungsgeschichte und Siedlungskultur wird in der Elisabeth-Vorstadt umgesetzt, und wir haben zwei Projekte in Liefering im Auge, die in Richtung Schaffung von multifunktionalen, kulturellen Räumen gehen und an deren Konzeption und Konkretisierung wir arbeiten werden.“

Bernhard Auinger will auch wieder einen Anlauf in Sachen Kultur-Euro nehmen. Das ist etwas zum Zähneausbeißen angesichts der ÖVP-Mehrheit in der Stadtregierung, aber „fürs Kulturbudget würde das viele Millionen bringen“. Die zusätzlichen Mittel, die in die Stadtkassa fließen würden, will Auinger für die langfristige Erhaltung der Kultureinrichtungen und die Unterstützung der freien Szene verwenden. Das Land müsste für den Kultur-Euro erst das Ortstaxengesetz ändern. Erste Gespräche seien positiv verlaufen. „Ich denke, dass die Touristen auch wegen der Kultur kommen. Da sind ein Euro pro Nächtigung, sieben Euro pro Woche, durchaus verschmerzbar. Hoffentlich kommt nicht wieder das reflexartige Nein dazu“, so Auinger.

Bild: Stadt Salzburg / Rocio Escabosa (1); dpk-krie (1)
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