Ein ambitionierter Politiker und sein Küchenpersonal

DACHVERBAND / RÜCKTRITT SCHELLHORN

25/09/22 „In der österreichischen Kulturpolitik sind Poliker:innen rar, die sich im Laufe ihrer Amtstätigkeit steigern – der grüne Kulturpolitiker Heinrich Schellhorn ist hier eine positive Ausnahme.“ Das schreibt der Dachverband Salzburger Kulturstätten anlässlich dessen Rücktritt am Freitag (23.9.).

Als zentralen Punkt seines politischen Wirkens und als „historischen Markstein“ nennt der Dachverband die Implementierung des Modells fair pay für Kulturarbeit mit österreichweiter Signalwirkung. „Heinrich Schellhorn war der erste Kulturpolitiker der sich gleich bei Amtsantritt der prekären Lage der Kulturarbeiter:innen und Künstler:innen in der freien Szene angenommen hat“, zitiert man in einer aktuellen Presseaussendung Gabriele Gerbasits von der IG Kultur Österreich. „In einem beispielhaften, partzipativen Arbeitsverfahren hat er einen Transformationsprozess für faire Förderbedingungen in Gang gesetzt und rasch mit einer Umsetzung begonnen. Sein Einfluss auf die fair pay-Diskussionen auf Bundesebene waren für die Kulturarbeiten:innen essentiell und eine wesentliche inhaltliche Stütze.“

Der Dachverband in seinem Rückblick auf die Ära Schellhorn: „Ein eher missglückter Amtseinstieg – die Ankündigung einer Budgetkürzung – hatte rund 15.000 Unterschriften der Plattform Kulturland-Salzburg zur Folge, nachfolgend aber definierte Heinrich Schellhorn dies als starken Background seiner inhaltlich prononcierten Politik. Sein kulturpolitischer Fokus lag auch auf der freien Kulturszene – erste Erfolge wie das Kulturhaus Künstlerei in Tamsweg (als Ersatz für das Projekt Kubus1024) gehen auf sein politisches Konto.“

Verdienste habe sich Schellhorn mit dem KulturEntwicklungsPlan (KEP) für das Bundesland Salzburg erworben: „Ein Prozess, der vorbildlich aufgesetzt war und zu weitreichenden positiven Änderungen in der kulturpolitischen Praxis geführt hat – von längerfristigen Förderverträgen über die Neuaufstellung der Kulturpreise bis zum Festival Supergau.“ Beachtenswert sei auch Schellhorns Krisenmanagement während der COVID-19 bedingten Schließung der Kulturstätten gewesen.

„Das Verhältnis zur Interessenvertretung der freien Szene war auf Grund seiner kulturpolitischen Zielsetzungen und Praxis, seines partizipativen und wertschätzenden Umgangs sehr entspannt. Seiner Kulturpolitik verdankt der Dachverband Salzburger Kulturstätten auch eine bedarfsgerechte Förderung seitens des Landes Salzburg.“ Diese Passage in der Presseaussendung ist ein Seitenhieb auf die aktuelle Kulturpolitik der Stadt, die der Interessensvertretung von immerhin genau 78 Mitgliedern genau diese bedarfsgerechte Förderung streitig macht.

Und dann werden die Dachverbands-Verantwortlichen literarisch. „Cäsar schlug die Gallier. Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?, so Bert Brecht in seinem Gedicht Fragen des lesenden Arbeiters. Hervorzuheben ist hier auch das erfolgreiche Team in Politik und Verwaltung, das Heinrich Schellhorn über die Jahre um sich aufbauen konnte.“ (Dachverband/dpk-krie)

Zur Meldung und DrehPunktKultur-Würdigung
Schellhorn tritt zurück