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Im Stream der Göttlichen Komödie lauschen

HINTERGRUND / DANTE / 700. TODESTAG

14/09/21 Heute Dienstag (14.9.) jährt sich der Todestag von Dante Alighieri zum 700. Mal. Auch die Società Dante Alighieri Salzburg lässt diesen Anlass natürlich nicht ungefeiert vorübergehen. Man lädt zu einer literarisch-musikalischen Soirée rund um die Göttliche Komödie ab 18 Uhr in den Solitär der Universität Mozarteum – und man kann auch daheim dem Stream folgen.

In der Nacht zum 14. September 1321 ist Dante Alighieri – den Lorbeerkranz rechts hat ihm Sandro Botticelli aufgesetzt – in Ravenna gestorben. Er wurde 1265 in Florenz geboren. „Sein bewegtes Leben hat das Zeug zum Roman“, sagt Giorgio Simonetto, „Presidente“ der Salzburger Società Dante Alighieri: „Plötzlicher Erfolg als junger Dichter in einer aufstrebenden Stadt, Wissensgier und unerfüllte Liebe, echte Feldschlachten und politische Kämpfe, Verbannung, Rebellion und Exil. Dann Heimweh und Wanderleben, als Dichter und Gelehrter an unzähligen Höfen zu Gast. Währenddessen die Arbeit an einem gewaltigen Werk, das zur Summa des Wissens, des Glaubens und des Geschehens seiner Zeit wird: 100 Gesänge, 14.233 elfsilbige Verse in alternierend gereimten Terzinen.“

Das Paradies ist kurz vor seinem Tod gerade noch fertig geworden. Nach der Hölle und dem Läuterungsberg war somit seine literarische Reise durch die Jenseitsreiche abgeschlossen und die lange Erfolgsgeschichte der Göttlichen Komödie eingeleitet. Ihre außerordentlich rasche Verbreitung hat zur Entstehung der italienischen Nationalsprache stark beigetragen und das kulturelle Selbstverständnis Italiens gestiftet. Nach und nach wurde die Divina Comedia auch in anderen Kulturkreisen bekannt. „Als Gesamtwerk wurde sie bisher in circa sechzig Sprachen übersetzt“, so Giorgio Simonetto. „Etwa so viele sind auch die deutschen Übersetzungen seit dem 18. Jahrhundert.“

Aus dem Techtelmechtel mit Beatrice (im Bild links, von Raffaelo Sorbi, begegnet Dante der jungen Dame mit der engelsgleichen Gestalt) wurde nicht. Sie wurde von der Pest hinweggerafft.

Jeder noch so kleine Ort in Italien hat eine Via oder sogar eine Piazza Dante. „An jedem Fleck, und es sind deren viele, der auch nur nebenbei in der Komödie erwähnt wird, ist ganz bestimmt eine Tafel mit den betreffenden Versen zu finden“, schmunzelt Simonetto. Von einem „Hyperklassiker“ spricht Alberto Casadei, der eine „Abenteuerliche Geschichte der Göttlichen Komödie“ verfasst hat. Dieser „Hyperklassiker“ sei „mit der Kultur der handkopierten Codices genauso kompatibel wie mit den Algorithmen und Bilderwelten unserer Gegenwart und immer wieder fähig, neue Interpretationen zu generieren“. Kein Wunder also, dass die Göttliche Komödie quer durch die Epochen Schriftsteller und bildende Künstler, Musiker, Theatermacher und auch moderne Kreative aus der Marketing- und Werbebranche inspiriert hat.

In der Soirée heute Dienstag (14.9.) sind natürlich italienischer Originaltext, aber auch Übersetzungen zu hören (Max Meraner und Georg Clementi lesen). Über Dante reden Manfred Kern, Professor für Ältere Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Salzburg, und Friederike Wille, die hier vor zwanzig Jahren Universitätsassistentin war und danach das gemeinsame interdisziplinäre Projekt Divina Commedia. Text-Bild-Kommentar der Universitäten Köln, Bonn und Aachen betreute.

Die musikalischen Kostproben, inspiriert durch die Divina Comedia oder auf Texte daraus, sind vielfältig. Ein paar Beispiele nur: Gioachino Rossini (1792-1868) hat 1848 Il Canto di Francesca da Rimini vertont, Franz Liszt hat eine “Fantasia quasi sonata” Après une lecture de Dante in seinem pianistischen Monsterzyklus Années de pelerinage aufgenommen. Hörer hierzulande haben vielleicht den Komponistennamen Franco Leoni (1864-1949) noch nicht gehört, auch er hat eine Oper Francesca da Rimini geschrieben (1913). Auch das Poème symphonique La vision de Dante (1900) von Raoul Brunel (1864-1944) dürfte für die meisten Hörer Neuland sein, so wie das Lied Sera von Mario Castelnuovo-Tedesco (1895-1968).
Società Dante Alighieri/dpk-krie)

Literarisch-musikalischen Soirée, 14. September, 18 Uhr, Solitär, Eintritt frei (Anmeldung erforderlich!) – www.dante-salzburg.at
Streaming: auf www.dante-salzburg.at/streaming
Bilder: Società Dante Alighieri / Wikimedia

 

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