Bevor's „smart“ wurde, war ein Papst da

SALZBURGER HOCHSCHULWOCHEN

06/08/16 Zur „smarten Sommerfrische“ laden die Salzburger Hochschulwochen schon länger ein. Nicht erst in Corona-Zeiten. Bei aller Smartheit sollte man freilich daran erinnern, dass hier im Lauf von neunzig Jahren die Creme de la creme der theologischen Zunft vorbei gekommen ist.

Von Heidemarie Klabacher

Romano Guardini, Henri de Lubac, Karl Rahner, Hans Urs von Balthasar oder Johann Baptist Metz beispielsweise waren Vortragende. Auch wenn ihn aufgeklärte Theologen weniger schätzten: Joseph Ratzinger trat mehrmals als Redner auf, bevor aus ihm Papst Benedikt XVI. wurde. Persönlichkeiten wie Robert Schuman, Viktor Frankl, Ruth Klüger, Josef Pieper oder Hans-Georg Gadamer oder der französische Philosoph Gabriel Marcel haben die Salzburger Hochschulwochen beehrt. Karl Rahners Vorlesungsreihe  im Jahr 1937 zähle zu den wichtigsten religionsphilosophischen Vorlesungen des 20. Jahrhunderts, heißt es im Podcast auf der Website der Hochschulwochen zur neunzigjährigen Geschichte.

Die „Salzburger Hochschulwochen“ entstanden im Zuge der Bemühungen um die Wiedererrichtung der 1810 aufgelösten Benediktineruniversität Salzburg. Von 3. bis 22. August 1931 wurden die ersten Hochschulwochen in ihrer heutigen Form abgehalten – auch als „universitas catholica in nuce“ bezeichnet. 1937 hielt Karl Rahner vor diesem Forum seine viel beachtete Vorlesung. 1938 wurde die Tagung wegen „staatsfeindlicher Tätigkeit“ verboten, der Universitätsverein aufgelöst. Seit 1945 finden die Salzburger Hochschulwochen ohne Unterbrechung allsommerlich statt.

Die Hochschulwochen verstanden sich von Anfang an als ein „Dialogforum einer offenen Katholizität“ und sind bis heute ein „Motor des interdisziplinären Dialogs“, wie es Martin Dürnberger, Assistenzprofessor für Fundamentaltheologie und Ökumenische Theologie an der Universität Salzburg, formuliert. Dürnberger ist seit 2015 Hochschulwochen-Obmann.

Seit 1949 steht die Veranstaltung jeweils unter einem wechselnden Motto.„Was hält uns (noch) zusammen? Über Verbindlichkeit und Fragmentierung“ ist Thema heuer. Im Rahmen von Podcast-Gesprächen zum Hochschulwochen-Thema kommen heuer etwa der designierte WIFO-Präsident Gabriel Felbermayr, der deutsche Rapper Spax (per Video), die Leuvener Neutestamentlerin Christina M. Kreinecker, die Schlafforscherin Kerstin Hödlmoser und die Soziologin Kyoko Shinozaki zu Wort.

Heinrich Schmidinger, der emeritierte Rektor der Paris Lodron Universität und langjähriger Hochschulwochen-Obmann erzählt etwa, er sei 1972 zum ersten Mal bei den Hochschulwochen, die Teilnahme das Matura-Geschenk seines Vaters gewesen. Damal dauerte die Tagung noch ganze zwei Wochen, „ein Schlüsselerlebnis, für mich“, so Schmidinger im Podcast. Als besonders wichtig nennt Schmidinger im Laufe der Jahre dann auch als Obmann etwa die Begegnungen mit Jan Assmann oder Ruth Klüger.

Bis heute seien die Hochschulwochen, die an die die Universität Salzburg angegliedert wurden, „ein Aushängeschild der Theologischen Fakultät und ein Prestigegewinn für den Uni-Standort Salzburg insgesamt“, sagt Dekan Alois Halbmayr. Immer seien die Hochschulwochen auch ein Hort der Innovation gewesen, besonders in den letzten sechs Jahren unter Obmann Dürnberger. Er habe übernommen, was ohnehin gut war, Farbtupfer an Neuerungen seien etwa das Fest im Garten des Erzbischofs oder Workshops in Kooperation mit den Festspielen für die jungen Studierenden.

Der Publikumspreis der Hochschulwochen wird heuer ebenfalls vergeben. Da geht es darum, wissenschaftliche Themenstellungen für die Zuhörenden anregend aufzubereiten. Seit Montag sind drei Vorträge von jungen Wissenschaftern online: Andree Burke (Hamburg), Maximilian Gigl (Passau) und Tom Sojer (Erfurt). Eine Stimme können aber nur Leute abgeben, die sich für die Hochschulwochen angemeldet haben – das geht immer noch und ist kostenlos. „Mit einem täglichen Newsletter begleiten wir Sie entspannt durch das diesjährige Progr(HSW / dpk-krie)

Die Salzburger Hochschulwochen, geschrumpft auf fünf Tage, dauern noch bis Sonntag (8.8.) – www.salzburger-hochschulwochen.at
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