150 Masken pro Tag aus dem Festspielhaus

REPORTAGE / FESTSPIELE / CORONA-SCHUTZMASKEN

10/04/20 Osterfestspiele abgesagt, Pfingstfestspiele abgesagt. Warum rattern dann trotzdem die Nähmaschoinen in den Kostümwerkstätten der Festspiele? Hier entstehen Corona-Schutzmasken, auf private Initiative einiger Festspiel-Mitarbeiter.

„Wir sind insgesamt sechs Kollegen aus verschiedenen Abteilungen, die zirka 150 Mund-Nasen-Masken pro Tag fertigen. Eine schöne und sinnvolle Aufgabe, es ist unser kleiner, aber ich denke wichtiger Beitrag“, so Simone Monu, Mitinitiatorin der Aktion. Begonnen habe alles mit einer Anleitung des Roten Kreuzes Deutschland, erzählt Simone Monu. Sie und ihr Kollege Armin Zwicker haben das Schnittmuster adaptiert. Beide arbeiten in der Kostümabteilung des Salzburger Festspiele. „Dankenswerterweise haben uns die Salzburger Festspiele die Werkstatt zur Verfügung gestellt und fünf meiner Kollegen – unter ihnen Tapezierer, Maler, Schneider und so weiter – unterstützen das Projekt“, sagt die gebürtige Pongauerin, Absolventin der Modeschule Hallein.

Barbara Parzer, eine Kollegin aus der Tapeziererei, half bei der Organisation und holte die Geschäftsleitung mit ins Boot. „Diese wunderbare Initiative unserer Mitarbeiter wollen wir natürlich unterstützen, indem wir Arbeitszeit, Material und Werkstätten zur Verfügung stellen", betont der kaufmännische Direktor des Salzburg Festivals Lukas Crepaz. „Die Hälfte der Masken wird für unsere eigenen Mitarbeiter produziert, die andere Hälfte wird an gemeinnützige Organisationen wie das Hilfswerk gespendet.“

Die geeigneten, weil heiß waschbaren Stoffe für die Masken stammen aus dem Fundus der Festspiele. Sie müssen heiß waschbar sein, so sind sie wiederverwendbar. „In den ersten Tagen haben wir noch ein wenig experimentiert und die Arbeitsabläufe optimiert. Aber mittlerweile geht die Arbeit von der Hand“, so Armin Zwicker, seines Zeichens Herrengewandmeister.

„Wir experimentieren auch ein wenig mit dem Bedrucken, zum Beispiel mit dem Logo der Salzburger Festspiele. Vor allem aber schauen wir, dass die Masken so gefertigt sind, dass sie beim Tragen andere bestmöglich schützen“, erklären Monu und Zwicker. Die beiden engagieren sich darüber hinaus auch privat und schneidern jeden Tag mit unzähligen Helfer aus dem ganzen Bundesland Dutzende Masken, die ebenfalls an gemeinnützige Organisationen gehen.

Lob vom Gesundheits-Landesrat LHStv. Christian Stöckl: „Diese und auch andere Initiativen im ganzen Land in diesem Bereich sind derzeit sehr hilfreich. Mit dem Tragen der Mund-Nasen-Masken schützt man die anderen. Wenn jeder von uns eine benützt sobald er sich im öffentlichen Raum aufhält, können wir alle gemeinsam das Risiko einer Ansteckung minimieren, sofern man sich an die anderen Regeln wie Abstand halten hält. Denn wir wissen ja: Auch ohne Symptome könnte jeder von uns bereits Überträger sein.“

Übrigens: Ohne strenge Schutzmaßnahmen hätte Salzburg jetzt nicht 1.164 positiv Getestete, sondern 4.000 Infizierte. 530 Patienten wären in den Krankenhäsern, mehr als hundert Menschen müssten auf der Intensivstation betreut werden – und es wären mehr als siebzig Todesfälle zu beklagen. Diese Zahlen hat der Landes-Statistiker Gernot Filipp für die Landeskorrespondenz hochgerechnet. Tatsächlich sind es am heutigen Karfreitag (10.4.) 93 Spitalspatienten (davon 19 auf Intensivstationen) und 23 Todesfälle.

Dass Theaterschneidereien umsatteln auf die Schutzmaskenfunktion, ist unterdessen nicht ungewöhnlich. Im näheren Umkreis haben solche Initiativen haben auch die Festspiele Erl sowie die Landestheater in innsbruck und Linz gesetzt. Auch in Wien haben sich rund 25 Angestellte der österreichischen Bundestheater, die bei der Servicegesellschaft „Art for Art“ in den Kostümwerkstätten beschäftigt sind, zusammengetan. Sie nähen in Heimarbeit. (Landeskorrespondenz/dpk-krie)

Bilder: Land Salzburg / Melanie Hutter