Woher kommt es? Wem könnte es gehören?
HINTERGRUND / TAG DER PROVENIENZFORSCHUNG
08/04/19 Mehr als verdächtig, wenn sich in einem Buch der Reichsadlerstempel mit Hakenkreuz findet. Übermorgen Mittwoch (10.4.) findet zum ersten Mal der Tag der Provenienzforschung statt. Siebzig Kulturinstitutionen in Österreich, Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz nehmen teil: GelangtenSammlungen und Objekte rechtmäßig in ihren Besitz?
1998, also vor 21 Jahren, haben vierzig Staaten, darunter auch Österreich, die „Washingtoner Erklärung“ unterzeichnet. Sie regelt die Erforschung und die Restitution von geraubten Vermögenswerten aus der NS-Zeit. In Österreich bildet das Bundesgesetz über die Rückgabe von Kunstgegenständen vom 4. Dezember 1998 (BGBl. I, 181/1998) die Grundlage für die NS-Provenienzforschung in staatlichen Museen und Sammlungen.
Obwohl das Kunstrückgabegesetz Universitätsbibliotheken – so auch die Universitätsbibliothek Salzburg – weder zur Überprüfung ihrer Bestände noch zu Rückgaben verpflichtet, hat sich die Leiterin der Bibliothek, Ursula Schachl-Raber, in Übereinkunft mit dem Rektor der Universität, Univ.-Prof. Heinrich Schmidinger, im Jahr 2009 entschlossen, die Bestände der Universitätsbibliothek nach NS-Raubgut durchsuchen und ihre Geschichte in den Jahren des Nationalsozialismus erforschen zu lassen. Im Jahr 2012 erschien die Publikation „Buchraub in Salzburg“. Da ist die Geschichte der Bibliothek von 1933 bis 1955 aufgearbeitet und es wurden erste Ergebnisse der Suche nach verdächtigen Provenienzen vorgestellt.
Zum Tag der Provenienzforschung 2019 präsentiert die Universitätsbibliothek einen Überblick der von 2012 bis 2019 erfolgten Restitutionen: 82 Bücher, 66 Grafiken und zehn Handschriften, die von den Nationalsozialisten geraubt worden waren, konnten in den letzten Jahren zurückgegeben werden.
Der Aktionstag wird zukünftig jedes Jahr am zweiten Mittwoch im April stattfinden. Er weist auf die Wichtigkeit der Arbeit von Provenienzforschern und -forscherinnen hin und trägt dazu bei, Provenienzforschung einer interessierten Öffentlichkeit bekannt zu machen. (Universitätsbibliothek Salzburg)