Platzverschwendung und (Cyber-)Space

INTERNATIONALE PÄDAGOGISCHE WERKTAGUNG

11/07/18 Räume, die Lichtjahre von uns entfernt sind. Räume, die sich geografisch nicht verorten lassen. Diese beiden Aspekte des Tagungsthemas „Lebensräume“ standen am zweiten Tag der Internationalen Pädagogischen Werktagung im Fokus der Betrachtungen.

Der Astrophysiker Franz Kerschbaum referierte über die Suche nach potentiellen Lebensräumen im Universum und der Soziologe und Medienpädagoge Stefan Aufenanger beleuchtete die Bedeutung von virtuellen Räumen in der Erziehung.

Im Jahr 1995 wurde der erste Planet außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Mit aktuellem Stand kennt die Weltraumforschung 3.801 solcher Exoplaneten in 2.842 Planetensystemen und der technische Fortschritt ermöglicht immer weitreichendere Suchergebnisse. Wie stehen also die Chancen, auf einem der neu entdeckten Planeten Leben zu entdecken? Franz Kerschbaum und andere Astronomen weltweit untersuchen die Beschaffenheit dieser Planeten und kommen zum Schluss, dass es eines fragilen Zusammenspiels vieler Faktoren bedarf, um extraterrestrisches Leben zu ermöglichen: Oberflächentemperatur, chemische Verbindungen, Wasser, aktueller Entwicklungsstand des Planeten...

Unser Heimatplanet befinde sich momentan in einem günstigen Zeitfenster, das Leben über Milliarden von Jahren hinweg möglich macht. „Wenn man all diese Aspekte bedenkt, sind wir auf der Erde vielleicht doch einzigartig“, so Kerschbaum, Professor für beobachtende Astrophysik an der Universität Wien. Andererseits stehen die Chancen angesichts von 400 Milliarden Sternen alleine in der Milchstraße nicht schlecht, dass die Suche nach außerirdischem Leben irgendwann von Erfolg gekrönt sein werde. Kerschbaum zitiert aus einem Roman des Astronomen Carl Sagan: „Gäbe es nur uns, wäre es eine schreckliche Platzverschwendung.“

Stefan Aufenanger, war bis vor kurzem Professor für Erziehungswissenschaft und Medienpädagogik an der Universität Mainz. Er befasst sich in seiner Forschung mit digitalen Medien und virtuellen Lebensräumen. Mit der Verbreitung des Computers fand nach der Einführung der Schrift und der Erfindung des Buchdrucks die dritte Medienrevolution statt. Jede Innovation benötige Zeit, bis sie sinnvoll verwendet und in unsere Lebenswelt integriert werden könne. Der Siegeszug des vielseitig verwendbaren Smartphones als „Schweizer Messer der digitalen Medien“ nimmt deutlichen Einfluss darauf, wie Kinder und Jugendliche heranwachsen. Eltern sehen sich mit der Ambivalenz konfrontiert, dass digitale Medien einerseits nützlich sind und den Alltag erleichtern, andererseits aber auch noch nicht klar ist, wie sich deren Nutzung auf Kinder auswirkt.

Aufenanger warnt davor, die reale und die digitale Welt gegeneinander auszuspielen. Offenheit gegenüber den Entwicklungen im Bereich digitaler Medien sei unumgänglich, entscheidend sei aber deren pädagogische Einbettung in den Alltag. Klare Regeln im Umgang mit digitalen Medien (die auch für Erwachsene gelten müssen), ein kritisches Interesse an den medialen Erfahrungswelten von Kindern und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen realen und medialen Erfahrungen sind für den Medienpädagogen die Eckpfeiler einer zeitgemäßen Medienerziehung. (IPW)

Die Internationale Pädagogische Werktagung dauert bis 13. Juli – www.bildungskirche.at/Werktagung
Bilder: Katholisches Bildungswerk Salzburg