Die Chance, Kultur ernst zu nehmen

HINTERGRUND / BÜRGERMEISTERWAHL

11/12/17 „Ich möchte Dipl. Ing. Harald Preuner zur Wahl zum Bürgermeister gratulieren und erwarte, dass er seinen Wahlkampf-Slogan wahr macht: Wir hoffen auf ein „Besser gemeinsam mit der Kultur!“, sagt Karl Zechenter, Vorsitzender des Dachverband Salzburger Kulturstätten.

Von Reinhard Kriechbaum

Ein gewisser pessimistischer Unterton ist aus der Presseaussendung des Dachverbands Salzburger Kulturstätten heute Montag (11.12.), einen Tag nach der so kanpp entschiedenen Bürgermeister-Stichwahl, herauszulesen. Es stimmt schon: Die meisten Beschlüsse im Kulturausschuss sind in den vergangenen jahren einstimmig oder – schon deutlich öfter – gegen die Stimmen der Stadt-FPÖ gefasst worden. Aber immer dann und wann hat sich auch die ÖVP in der Stadt Salzburg als weniger kulturaffin gezeigt. Man denke an ihre Vorbehalte gegen das Winterfast, das nun wirklich nicht der verschreckenden Avantgarde zuzurechnen ist. Unter den 47 Mitglieder des Dachverbands Salzburger Kulturstätten befinden sich auch genug Leute, die sich zu gut erinnern können, dass das Kultur-Klima in der einzigen Phase des einzigen ÖVP-Bürgermeisters Josef Dechant (1992-1999) alles andere denn anheimelnd war für die „Freien“.

Das muss man also im Hinterkopf haben, wenn man die Presseaussendung des Dachverband zur Wahl des neuen Bürgermeisters Harald Preuner liest.

„Unsere Mitglieder erwarten eine Fortführung der im Kulturentwicklungsplan der Stadt Salzburg formulierten Ziele zum zeitgenössischen Kunstschaffen, genauso wie zu Interkulturalität und zur kulturellen Vielfalt“, hält Geschäftsführer Thomas Randisek fest. Man erinnert Harald Preuner daran, dass im Kulturleitbild für die Stadt Salzburg festgeschrieben steht: „Die Kulturpolitik der Stadt setzt einen Förderschwerpunkt in zeitgenössischer Kunst und Kultur“ und benenne Förderschwerpunkte wie bildende Kunst, neue Medien und Medienkunst. „Es ist Zeit, dass das lange geplante Film- und Medienzentrum in Salzburg nun neuen Schwung bekommt, da es allen Anforderungen entspricht, die die Stadt selbst als besonders förderungswürdig festhält“, so Karl Zechenter.

Salzburg gehöre zu den drei tourismusintensivsten Regionen Europas, vor allem auch dank des Kulturtourismus. Als zukunftsorientierte Kulturstadt brauche die Stadt neue Impulse. Dies bedeute, den Ganzjahresbetrieb kultureller Einrichtungen zu sichern und zu ermöglichen. „Das bedeutet Kultur und Kunst als Antworten auf Zukunftsfragen von der Diversität, zur Inklusion bis hin zu zukünftigen Wirtschaftsformen ernst zu nehmen“ so der Dachverbands-Vorsitzende.

Bürgermeister Preuner erhalte nun die Chance – besser gemeinsam – sich mit seiner Fraktion bedeutend stärker als zuvor für zeitgenössische Kunst und Kultur zu engagieren. „Und nicht zuletzt wäre auch eine bedarfsgerechte Förderung des Dachverbands Salzburger Kulturstätten, gegen den die Fraktion der ÖVP in den letzten Jahren gestimmt hat, ein guter Start für 'Besser gemeinsam'“, fügt Thomas Randisek an.