Ehrungen für Beharrlichkeit und Kreativität

KULTURFONDS-PREISE

19/11/16 Heute Dienstag (29.11.) werden um 19 Uhr in der triBühne Lehen die diesjährigen Kulturfondspreise der Stadt Salzburg vergeben. Zwei Auszeichnungen gehen an Menschen, die sich mit der Zeitgeschichte beziehungsweise ihren Folgen beschäftigen.

Der Historiker Univ.-Prof. Ernst Hanisch wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Schon seine Dissertation 1964 galt dem Thema „Stefan George, sein Kreis und der Nationalsozialismus“. Damals begann der gebürtige Wiener seine wissenschaftliche Karriere als Stipendiat am Internationalen Forschungszentrum in Salzburg. 1967 wurde er Assistent bei Erika Weinzierl am Historischen Institut der Universität Salzburg, wo er sich 1977 zum Universitätsdozenten für Neuere Österrreichische Geschichte habilitierte.Als außerordentlicher Professor wurde er 1979 neben Gerhard Botz zum Nachfolger von Weinzierl am Institut für Geschichte.

„Geschichte ist Menschenkunde - die Erforschung der conditio humana in der Zeitenfolge, mit ihren großen und schrecklichen Dimensionen“, sagt Ernst Hanisch. Seit mehr als fünfzig Jahren bewegt sich der Historiker mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten in zwei Themenbereichen: Zum einen beschäftigt er sich mit der Österreichischen Gesellschaftsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, zum anderen mit der Salzburger Regionalgeschichte. „Gesellschaftsgeschichte versucht die Potenzen Wirtschaft-Politik-Kultur zu integrieren. Regionalgeschichte versucht die großen gesellschaftlichen Prozesse in ihren Brechungen im regionalen Bereich von Salzburg zu erfassen.“

Notwendigerweise rücken dabei der österreichische Nationalsozialismus und speziell die NS-Herrschaft in Salzburg ins Zentrum. Letzteres motivierte auch Ernst Hanischs intensive Mitarbeit beim großen Projekt „Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus“, das seit 2009 unter Leitung des Hauses der Stadtgeschichte die Entwicklung, Entfaltung und Nachwirkung des Nationalsozialismus in der Stadt Salzburg untersucht.

Johannes Hofinger, Jahrgang 1978, erhält den Förderpreis für Wissenschaft und Forschung. Er widmete seine Diplomarbeit mit dem – bereits richtungsweisenden – Thema „Max Reinhart – Schloss Leopoldskron – der Nationalsozialismus. Zwischen Arisierung und Restitution“. Als Monographie „Die Akte Leopoldskron“ wurde die Arbeit zu diesem Thema 2005 im Verlag Anton Pustet publiziert. Im Frühjahr 2016 ist im StudienVerlag das Buch „Nationalsozialismus in Salzburg – Opfer. Täter. Gegner“ von Johannes Hofinger als Band 5 der Sachbuchreihe „Nationalsozialismus in den Bundesländern“ erschienen. Derzeit in Entstehung begriffen ist Hofingers Dissertation über die „Bilder des Jüdischen im österreichischen Kinofilm seit 1945“.

Der „Internationale Preis für Kunst und Kultur“ des Kultrurfonds geht diesmal an Susan Quinn, die Gründerin und Leiterin des SEAD. Die Amerikanerin begann nach einer sehr erfolgreichen Karriere als Solotänzerin eigene Choreographien zu entwickeln. Ende der 1980er kam Susan Quinn nach Salzburg. Aufbauend auf die prägenden Erfahrungen in der New Yorker Kunstszene, ihre Arbeit mit Merce Cunningham und dem Komponisten John Cage, gründete sie 1991 zunächst die Susan Quinn Dance Company. Zwei Jahre später wurde daraus die Salzburg Experimental Academy of Dance – SEAD, die sie seither leitet und mit ihrem engagierten Team zu einer der international führenden Ausbildungsstätten für zeitgenössischen Tanz entwickelt hat.

„Sie brachte nicht nur ein Stück Cunningham-Erbe mit in die Stadt, sondern trug als Choreografin und Tänzerin zur Weiterentwicklung der Tanzszene bei“, so Walter Heun, Intendant des Tanzquartiers Wien, über Susan Quinn.

Den „Salzburgpreis“ des Kulturfonds bekommt Sabina Hank. Die Jazzmusikerin wurde 1976 hier geboren. Mit einem absoluten Gehör und außergewöhnlicher Musikalität begabt, wurde sie bereits mit fünf Jahren am Mozarteum aufgenommen und erhielt dort 13 Jahre lang Klavierunterricht. Nach ihrem klassischen Werdegang studierte sie an der Bruckner Universität Linz Jazzgesang und Jazzpiano, gab aber das Studium nach fünf Jahren auf, um sich ihrer Arbeit als freischaffende Musikerin zu widmen. Parallel dazu studierte sie autodidaktisch Komposition. Seit 1997 erhält Sabina Hank zahlreiche Kompositionsaufträge für Theater- und Filmmusiken und ist gefragter Gast bei internationalen Jazzfestivals von Cannes bis Mexico City. Neben Benjamin Schmid, für den sie 2008 ein Violinkonzert komponierte, zählen Musikergrößen wie Hubert von Goisern, Bob Mintzer, Maria Schneider oder Dick Oats zu ihren Partnern.

Susanna Andreini erhält den Förderpreis für Kinder- und Jugendprojekte. Im Jahr 2003 gründete sie das Salzburger Figurentheater, der Kreation und Umsetzung von Figuren widmet sie sich seit 2010 unter dem Titel „Feine FigurenKunst“. Als dritter Bereich der künstlerisch-kreativen Arbeit besteht seit 2014 die Atelier-Galerie Susanna Andreini. Sie ist Figurenkunst-Schaffende, Schauspielerin, Sängerin, Stimmakrobatin und Autorin – und sie beeindruckt durch die Vielgestaltigkeit ihres künstlerischen Ausdrucks genauso wie durch die Vielseitigkeit ihres Könnens. Für ihr Figurentheater kreiert und baut sie eigene, liebenswerte Figuren; die originellen Geschichten schreibt sie selbst und erreicht durch die Mischung aus Bekanntem und Neuem, Philosophischem und feinem Humor, Realität und Phantasie Menschen jeden Alters. In den Kreativ-Ateliers und Workshops begleitet sie Kinder und Jugendliche beim Finden ihrer kreativen Räume und bei ihren Schöpfungsprozessen. Der Förderpreis für Kunst und Kultur geht an Herbert  Lindsberger und Ulrike Halmschlager für ihr Filmprojekt „Saudade“ über den vergessenen Salzburger Komponisten Sigismund Neukomm. Der „Internationale Preis für Wissenschaft und Forschung“ wurde der Ärztin Monika Killer-Oberpfalzer zugesprochen.

Preisverleihung heute Dienstag (29.11.) um 19 Uhr in der TriBühne Lehen
Zum Hintergrundbericht über das Neukomm-Projekt Einem Globetrotter auf der Spur
Bilder: Stadt Salzburg / Kulturfonds-Broschüre