Die Biennale, maßstäblich gedacht

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

26/11/15 „Die Biennale wird wieder ein Gesicht haben“, sagt Inga Horny vom Altstadtverband – und es könnte leicht sein, dass die das ein wenig doppelsinnig meint, denn „wir waren nicht ganz glücklich mit der inhaltlichen Ausrichtung der letzten Biennalen“.

Aber vielleicht war der Satz, der heute Donnerstag (26.11.) in einem Pressegespräch über die Neuausrichtung der Salzburg Biennale fiel, ja gar nicht wirklich gegen die Leiterin der letzten Jahre, Heike Hoffmann, gerichtet, sondern tatsächlich so gemeint: Die Biennale hat wieder ein ortsansässiges Gesicht. Siegfried Mauser ist ja im Hauptberuf Rektor des Mozarteums. Er kennt unterdessen seine Pappenheimer in den Kulturinstitutionen an beiden Ufern der Salzach. Wenn die Biennale 2017 also „ein Festival für die Stadt und von der Stadt“ werden soll, dann berücksichtigt er Vorlieben potentieller Kooperationspartner. Bei der Stiftung Mozarteum zum Beispiel ist Kuba gerade eine Causa prima. Da wird ein Wochenende mit Kuba-Schwerpunkt wohl so falsch nicht sein, setzt man wirklich auf Zusammenarbeit.

In der neu formierten „Generalversammlung“der Vereins Salzburg Biennale sind die Festspiele, die Osterfestspiele und die Stiftung drin, natürlich die auch die Haupt-Kostenträger Stadt und Altstadt Verband, die sich aber – so Bürgermeister Schaden in dem Pressegespräch – vom „operativen Geschäft“ fernhalten werden.

Was Siegfried Mauser, einer der viel Überblick hat in der Szene der Neuen Musik, vor hat, klingt aufs Erste nicht schlecht: Drei Wochenenden (wieder im März 2017), ein jedes mit anderem inhaltlichen Schwerpunkt. Geographisch global gedacht zuerst Kuba. Dann, am zweiten Wochenende, inhaltlich und personen-zentriert der Engländer Brian Ferneyhough. Bisher hat es sich rein zufällig immer so gefügt, dass die Jury für den immens hoch dotierten Salzburger Kulturpreis für denjenigen votierte, der auch bei der „Salzburg Biennale“ gut vertreten war. So es den Preis wirklich weiterhin geben sollte, wäre Ferneyhough ein würdiger Kandidat.

Und dann Fernsicht im vergleichsweise Regionalen: Am dritten Wochenende der Salzburg Biennale 2017 ist „Die Welt in Graz“ das Thema, gespiegelt in „innovativen und authentisch ethnischen Erscheinungen“. Das Musikprotokoll im Steirischen Herbst steuert dann auf seinen Fünfziger zu, und es gab Zeiten, da war man als Publikum dort mit den Ohren wirklich ganz vorne dran.

Das muss also alles erst wirklich mit Inhalten gefüllt werden, aber es schreckt gewiss nicht ab. Keine hochtrabenden Visionen, eher ein Blick aufs Salzburg angepasst Maßstäbliche. Die Biennale 2017 könnte also das Potential haben, nicht nur mit Musiknoten, sondern auch einigermaßen mit Besuchern gefüllt zu werden. Die Kooperationsideen Mausers mit der Universität Mozarteum sind Letzterem gewiss nicht abträglich.

Zur Meldung Wie das März-Festival 2017 aussehen könnte