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„Nahtstellenmanager“

HALLEIN / SUDHAUS / OFFENER BRIEF

28/10/15 In einem Offenen Brief hat sich der ehemalige Salzburger ORF-Journalist Wolfgang Danzmayr an den Verein „Sudhaus“ gewandt. Er sieht deutlich zu wenige Ergebnisse für ein halbes Jahr Denk- und Planungsarbeit. Gesucht wird in Hallein nun ein „Nahtstellenmanager“ - ein Wort, das einem erst einfallen muss, meint Danzmayr. Der Offene Brief im Wortlaut.

Von Wolfgang Danzmayr

Liebe Ihr, ziemlich genau ein halbes Jahr hat es gebraucht – ja wirklich, im April 2015 habt ihr eure Initiative im Sudhaus vorgestellt, der Dachverband der Salzburger Kulturstätten mit Tomas Friedmann und Thomas Randisek samt dem klugen wie kulturbegeisterten Moderator Karl Müller haben euch dabei unterstützt und euch auch ihre Hilfe angeboten für das, was da noch eher unausgegoren, doch liebenswert und idealistisch (zumindest dem Anschein nach) angedacht war: Ein Forum solle es werden für all die in Hallein (zum Teil schon längst) tätigen Kultur- und Kunst-Initiativen plus neuen Vernetzungen und doch etwas zeitgemäßeren Impulsen, als sie von Friedl Bahner und seinem Kulturforum Hallein über Jahrzehnte hinweg erlebt werden durften. Und ja, Bahners vergeblicher wie gerechtfertigter Wunsch nach einer – endlich! – auch entsprechend zu honorierenden Geschäftsführung sei ein ganz wesentlicher Bestandteil eures Vorhabens.

Friedl Bahner hatte es in den beinahe drei Jahrzehnten seines Wirkens für eine Kulturstadt Hallein leicht und schwer zugleich. Es gehört eine gewaltige Portion Idealismus samt Eigenwilligkeit dazu, für eine in unmittelbarer Nähe zur international vielbeachteten Festspielstadt gelegenen Kleinstadt ein eigenes kulturelles Image zu kreieren und auch noch über Jahrzehnte zu festigen. Bahner hat dies zusammen mit seiner absolut zuverlässigen Kraft Helga Besl zustande gebracht. Dass das Kulturforum Hallein in Wahrheit Friedl Bahner hieß, ist nichts Ungewöhnliches: Saalfeldens Jazzfestival war einst Gerhard Eder, Radstadt ist Elisabeth Schneider, und so ließen sich noch einige weitere Kulturinitiativen nicht nur im Land Salzburg der Reihe nach aufzählen.

Bahner hat sich schließlich, als ihm sowohl sein Alter als auch die Folgen einer seinerzeit missglückten Hüftoperation zunehmend zu schaffen machten, sehr verständlicherweise auf ein Risiko eingelassen: Entweder ihr – gemeint sind natürlich vor allem die Subventionsgeber von Land und Bund – ermöglicht endlich eine diesem Aufwand für eine Kulturstadt zustehende finanzielle Unterstützung mit einem entsprechend zu honorierenden Kulturmanagement oder ich beende meine ehrenamtliche Tätigkeit. Bahner hat seine One-man-show in Hallein beendet und dies auch sehr früh schon bekannt gegeben; rechtzeitig genug jedenfalls, um darauf wie auch immer zu reagieren.

Die kulturellen Aktiva in Hallein sind in den vergangenen Jahrzehnten gesprossen: ein nicht nur regional hochwertiges Theater „bodi end sole“ wird ebenso weiter bestehen wie andere, neu hinzugekommene junge Kulturinitiativen. Wozu also ein neuer Verein, der ohnedies wohl das Eine und Andere aus Bahners Initialzündungen zwar weiterführen möchte, aber beileibe nicht alles.
Das ist auch einigermaßen erkennbar aus der Ausschreibung für eine/n neue/n, bezahlte/n Sudhaus-Geschäftsführer/in, einem/einer „Nahtstellenmanager/in“!
Wie bitte? Die Phrasendrescherei rund um diese verbale Neuschöpfung (so etwas muss einem erst mal einfallen...) für eine Tätigkeit, die mit Bedingungen sonder Zahl gespickt ist, dass einem Hören und Sehen vergeht (weil so unrealisierbar), mündet in ein Angebot von mickrigen € 2012 brutto für 30 Wochenstunden als unregelmäßige Dienstleistung inklusive Wochenenden und Feiertagen.
So wie diese „Einladung“ an eine/n „Wunderwuzi“ liest sich die ganze Suada einer „Ausschreibung“. Dies als Ergebnis eines halben Jahres.
An sich ist ein halbes Jahr für die Gründung eines Vereins dieses Kalibers samt Ausschreibung nicht viel – hier gebe ich dem DrehPunktKultur recht; so etwas soll auch seine Zeit brauchen dürfen, und Halleins Kulturgeschehen wird deshalb auch nicht zusammenbrechen. Des von mir sehr geschätzten Bernhard Fliehers Befürchtung in den SN, Hallein werde auf diese Weise quasi auf der Strecke bleiben, teile ich daher (zumindest vorderhand) nicht, denn Hallein ist inzwischen seiner Größe entsprechend Kulturstadt. Aber wenn schon eine neue, sich als eine Art regionaler „Dachverband“ verstehende Initiative eine weitere Festigung samt eventueller Anreicherung und Vernetzung vorhat (= Stärkung, wenn dann wirklich alle an einem Strang ziehen und nicht Eigeninteressen der Motor sind!), ist ein solches Ergebnis ein halbes Jahr vertanene Zeit – sorry.

Wolfgang Danzmayr war Musik/Kulturleiter im ORF-Landesstudio Salzburg

PS der Redaktion: Die Sudwerk-Internetadresse www.sudhaus-hallein.at ist, anders als beim Pressegespräch am 13.10. angekündigt, nach wie vor nicht freigeschaltet.

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