asdf
 

Frühlingswetter am Verhandlungstisch

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

26/03/10 Dass es um nichts ging in den letzten Tagen als um Theaterdonner, um die jeweils eigene Position am Verhandlungstisch zu untermauern: Das war ja klar. Am Donnerstag (25.3.) hat man sich dann doch überraschend zügig geeinigt, wie die neue Osterfestspiel GmbH aufgestellt sein soll.

Strittig waren ja eigentlich "nur" mehr die Prozentpunkte, sprich: der Stimmen-Anteil am Kuchen für die einzelnen Institutionen. Und da geht es weniger ums Mitreden bei inhaltlichen Fragen als um die Kontrollmöglichkeiten. Die Karajan-Stiftung hat bisher schalten und walten können nach Gutdünken - nicht zuletzt deshalb, weil die in kulturellen Dingen nicht gerade zu den Insidern rechnende Landeshauptfrau sowohl bei der Karajan-Stiftung als auch bei den Osterfestspielen selbst eine (theoretische) Leitungsposition eingenommen hat.

Das ist jetzt vorbei. Der GmbH-Anteil der Karajan-Stiftung ist auf 25 Prozent geschrumpft, der Verein der Förderer der Osterfestspiele bekommt in der künftigen Firmenkonstruktion 15 Prozent. Die Stadt Salzburg wird mit 20 Prozent Gesellschafterin der neuen Osterfestspiel-GmbH, mit ebenfalls je 20 Prozent gehen Land Salzburg und Salzburger Land Tourismus in die Gesellschaft.

Sechzig Prozent für die Subventionsgeber, vierzig Prozent für die anderen - das mag jene leicht verwundern, die von hehrer Selbstbestimmung der Kunst spintisieren. Im Kontext mit den Osterfestspielen, wie sie sich seit Jahren hin nach außen hin darbieten, ist das ein plausibler Schlüssel: Die Osterfestspiele sind seit vielen Jahren eine Unternehmung, die ausschließlich dem Erzielen von Standort-Image und kultur-touristischer Umwegrentabilität dient. Die jeweilige Opernaufführung und die Konzerte sind nur das Vehikel, um die Ziele zu erreichen. Es hängt viel Nicht-Musikalisches dran. Die Existenz der Kunstmesse in der Residenz wäre ohne Osterfestspiele in dieser Dimension schwer vorstellbar.

In künstlerische Belange werde sich die Politik nicht einmischen, in Budgetfragen jedoch mitreden, sagte Bürgermeister Heinz Schaden am Donnerstag Nachmittag, nachdem man grundsätzliche Einigung erzielt hatte. Unterschriftsreif ist die Sache freilich noch nicht, da muss noch der Gemeinderat seinen Segen dazu geben. Das wird er wohl tun.

Ist die Million, die künftig von Stadt und Land kommt, nun "Subvention" oder "Ausfallshaftung"? Eine rein theoretische Frage, denn de facto kosten die Osterfestspiele eh so viel, dass man diesen Betrag brauchen wird. Offiziell heißt es "Ausfallshaftung", aber man hat einen Kompromiss geschlossen: Zuerst, so betonten am Donnerstag LH Gabi Burgstaller und Bürgermeister Heinz Schaden gegenüber der APA, würden die Beiträge des Fördervereins herangezogen. Dann erst kommt der Steuerzahler dran. Nebensatz: Rücklagen darf der Verein zur Förderung der Osterfestspiele doch machen: Bis zu 750.000 Euro kann er für die jeweils kommenden Festivalbudgets auf die hohe Kante legen. Vom derzeitigen Kassenstand - angeblich 1,8 Millionen Euro - wird sich der Förderverein freilich verabschieden müssen.

Für Peter Raue, Anwalt der Berliner Philharmoniker, sei die "Ausfallshaftung" also in Wirklichkeit eine Subvention. Olaf Maninger von den Berliner Philharmonikern gegenüber der APA: Es sei letztlich egal sei, in welcher Reihenfolge das Geld ausgegeben werde. "Wir werden alles Geld brauchen."

Aufhorchen lässt die Aussage, dass man die Jugendprojekte ausbauen wolle - in diesem Bereich sind die Osterfestspiele seit Jahren sehr aktiv. Dass man die Eintrittspreise um bis zu dreißig Prozent senken wolle und das Festival wegbringen wolle vom Elite-Image: Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein.

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014