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Eine Rose für den Maestro – bitte aus echtem Silber!

 

KOMMENTAR

Von Horst Reischenböck

15/07/14 Vor 25 Jahren, am 16. Juli 1989, starb Herbert von Karajan während der Vorbereitungen zu den Salzburger Festspielen. Wer oder was erinnert heute daran?

Im Jänner 1929 war über seinen Auftritt als Dirigent hier u. a. zu lesen gewesen: „Herbert von Karajan hält als angehender Dirigent die Versprechungen, die er als Wunderkind (was er eigenen Worten nach immer negierte) am Klavier gab. Sein erster öffentlicher Schritt auf das Dirigentenpodium, den der an der Wiener Musikhochschule Studierende in einem … im Großen Saal des Mozarteums veranstalteten außerordentlichen Symphoniekonzerts machte, zeigt einen starken, gezügelten Dirigentenwillen, der sich durchzusetzen versteht. Musik aus Instinkt und aus Intellektualismus heraus. Diesem Willen liegt ein tektonisches Formgefühl zugrunde, das ja alle Geistesrichtungen unseres Ingenieur-Zeitalters beherrscht.“

Instinktiv erkannte der Schreiber dieser Zeilen Karajans Hang zur Technik – nicht nur, was schnelle Autos oder Flugzeuge betraf, sondern die Fortschritte musikalischer Aufnahmetechnik, besonders was dann das speziell von ihm propagierte neue Medium der CD (Originalton: „Alles vorher war Gaslicht!“) betraf. Diese Entwicklung räumte ihm nochmals die Möglichkeit ein, einen Teil seines Repertoires, den Zyklus aller Beethoven-Sinfonien beispielsweise ein viertes Mal, erneut einzuspielen. Diese Aufnahme wurde jetzt übrigens neu aufbereitet wieder aufgelegt. Ohne Karajan hätte SONY nie seine Produktionsstätten rings um Salzburg aufgebaut. Er steht auch unangefochten an der Spitze aller bestverkauften Klassikkünstler: Die Anzahl der weltweit verkauften, von ihm gestalteten Aufnahmen beträgt längst mehr als 250 Millionen. Die zweite Stelle nimmt Luciano Pavarotti mit 100 Millionen ein – nur der sang eben nicht so lange, wie Karajan dirigierte…

Karajans musikalische Bandbreite war immens. Das belegen insgesamt 950 Aufnahmen (darunter 47 von 35 Opern und mehr als 50 Mitschnitte)!

Schon dazumal: „Kein Deklamationsdirigent, sondern Führer von suggestiver Kraft. Suggestion einer Überzeugung, die nicht gemacht, sondern erlebt ist … Strauss’ 'Don Juan' löste zündende Wirkung aus.“ Einer der Musiker sagte später: „Es war, als wäre man an einen Hochspannungsmast angeschlossen, und 40.000 Volt würden durch uns schießen.“ So wie es schon Elias Canetti formulierte: „Es gibt keinen anschaulicheren Ausdruck der Macht als die Tätigkeit des Dirigenten.“

Die Vaterstadt sah ihn auch sonst wieder. So 1931 als Leiter des im Rahmen des von der Internationalen Stiftung Mozarteum veranstalteten Dirigentenkurses der Sommerakademie (der übrigens heuer zum ersten Mal ersatzlos gestrichen wurde!) Im Sommer 1933 dirigierte Karajan dann für Max Reinhardts Inszenierung von Johann Wolfgang von Goethes Faust I in der Felsenreitschule die Bühnenmusik zur Walpurgisnacht-Szene.

Was verdankt Salzburg Karajan, der 1957 Mitglied des Festspieldirektoriums wurde? Nun, ohne ihm wäre wahrscheinlich das Große Festspielhaus nie gebaut worden, das er am 26. Juli 1960 mit Strauss' „Der Rosenkavalier“ dann offiziell eröffnete. Eine Produktion, die er verfilmte (allerdings nicht mit der Erstbesetzung der Marschallin Lisa della Casa, sondern mit Elisabeth Schwarzkopf, der auch die Presse damals ihren Kotau entrichtete), und auch später erneuerte. Wobei sich sein Streben nach Perfektion auf alle Belange erstreckte. So fand er, die Rose hätte keinen Silberglanz. Karajan ließ daher telegrafisch aus Berlin die dortige Blume einfliegen. Als sie ankam, musste er feststellen, dass sie aus Plastik bestand. Darauf verlangte er nochmals nach der Salzburger Requisite – die war aus echtem Sterling-Silber und brauchte lediglich geputzt zu werden… Das ist nur eine von zahllosen Karajan-Anekdoten, die den Perfektionismus des Maestro ansprechen.

Und außerdem sollte nicht vergessen werden, dass ohne ihn Salzburg weder Oster- noch Pfingstfestspiele hätte. Karajan ist es also durchaus wert, sich am Ort seiner nach wie vor posthum positiv zu erinnern.

 

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