Jetzt brennen die Glühbirnen

KOMMENTAR

rkVon Reinhard Kriechbaum

05/11/13 Es ist einfach schön, in einem Konzert zu sitzen, in dem fünfhundert junge Leute das Podium und gute zweitausend Menschen den Zuhörerraum bevölkern. Alte und junge. Da relativieren sich viele Unkenrufe, dass die klassische Musik, das Konzert als Darbietungsform angeblich so ganz und gar keine Zukunft hätten.

In relativ kurzer Zeit ist gerade in Salzburg unglaublich viel weiter gegangen: Ein Grüppchen hoch ambitionierter Musiklehrer – ein jeder von ihnen mit Dirigier-Ambitionen und auch mit ganz spezifischer Begeisterung fürs Ensemblesingen – haben im Schulterschluss vorgeführt, dass Singen in der größeren und kleineren Gruppe so überhaupt nichts mit Liedertafel-Mief zu tun haben muss, sondern sogar recht sexy sein kann. Ganz zurecht ist also im Konzert des Landesjugendorchesters am Montag (4.11.) im Großen Festspielhaus auch ein Chor-Block auf dem Programm gestanden.

Ein anderer neuer Impuls ist jener, dass sich Allianzen und Kooperationen bilden: Am Ort zwischen den Schulen, zwischen den Ensembles (auch solchen auf unterschiedlichem „Kurs“) genauso wie zwischen den Bundesländern. Singende und spielende Gruppen aus Salzburg, Oberösterreich, Wien (Sängerknaben singen auch nach dem Stimmbruch!), Südtirol und Kärnten. Wäre so ein befruchtendes geographisches Querfeldein vor fünfzehn, zwanzig Jahren schon drin gewesen?

Damals hätte man wohl auch nicht für möglich gehalten, dass es „Kinderfestspiele“ geben wird, dass  die Philharmonie Salzburg ein höchst erfolgreiches Abonnement für tatsächlich viel neues Publikum – junge Menschen und ihre Eltern – auf die Beine stellt und dass es einen Handshake gibt hin zur angestaubten Kulturvereinigung. Sogar sie profitiert von den Jugend-Aktivitäten rundum, wie man erst jüngst im einen oder anderen Konzert der „Salzburger Kulturtage“ (die sich somit also auch noch nicht endgültig überlebt haben) erleben konnte.

Ein neuer Geist der Zusammenarbeit, des Ausnützens von Kooperationen rundum. Bei Konzerten wie jenem des Salzburger Landesjugendorchesters vergisst man meistens darauf, dass die eigentliche Basis für all das ja vom Musikum kommt: All die Geigerinnen und die anderen Instrumentalistinnen lernen ja dort ihr „Handwerk“, und sie lernen es besser denn je. Übrigens: Bei den Streichern kommen Burschen bestenfalls als „Quotenmänner“ vor, und sieht man von Bassgeigen, Fagotten und dem Blech ab, scheinen sie überall in der Minderzahl. Vielleicht wären Gender-Impulse mal in die andere Richtung nötig…

In der Pause sprach DrehPunktKultur mit einem älteren Herren, der spürbar glückstrahlend dieses Konzert verfolgt hat. Bruno Steinschaden hat in den siebziger und achtziger Jahren das Musikschulwesen (jetzt: Musikum) in Salzburg auf die Sprünge gebracht. Da galt es noch, Bürgermeister um Bürgermeister einzeln zu überzeugen, dass in eine örtliche Musikschule investiertes Geld nicht hoffnungslos verpulvert sei.

Jetzt sieht Bruno Steinschaden die späte Ernte. Ein Quantensprung auch aus seiner Sicht? „Vergleicht man mit den achtziger Jahren, so ist das ein Unterschied wie vor und nach der Erfindung der Glühbirne“, sagt er. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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