Habemus Marcum

KOMMENTAR

rkVon Reinhard Kriechbaum

26/09/13 Irgendwie ist es am Mittwoch (25.9.) so gelaufen wie beim letzten Konklave: Der weiße Rauch kam früher als erwartet, der ins Auge gefasste Termin des Pressegesprächs wurde eiligst um eine Stunde vorverlegt. Den Konsens hatte man wohl schon beim Vor-Konklave, in informativen Gesprächen vorab, gefunden.

Und dann standen sie also alle da, die Mitglieder des hochlöblichen Kuratoriums, und sonnten sich im Glanz dessen, den ohnedies seit je her alle wollten und für den einzig Diskutablen und Wünschenswerten hielten als Festspielintendanten: Markus Hinterhäuser. Man hätte da kurz meinen können, diese erlauchte Versammlung aus Lokalpolitikern und Sendboten der Bundespolitik habe dereinst mit der Bestellung von Alexander Pereira so gut wie überhaupt nichts zu tun gehabt.

„Einstimmig“: Die Kür von Markus Hinterhäuser ist einstimmiger als es ein Kuratorium nur sein kann. Da ist wirklich niemand, der ihm die Intendanz nicht gönnte. Keiner, der seine Sachkompetenz in Frage stellte. Und schließlich – das ist ziemlich entscheidend – ist da keiner, der ihm irgendwelche persönlichen Eitelkeiten, wirtschaftlichen Abhängigkeiten oder dergleichen nachsagte. Dass Hinterhäuser mental und familiär in Salzburg verwurzelt ist, war und ist natürlich nie ein Nachteil für ihn und seine Karriere gewesen (außer damals, als eine Findungskommission und mit ihr das Kuratorium – ohne die Augen aufzumachen – in die weite Welt des merkantilen Hochglanzes, nach Zürich, schielte).

Dass Markus Hinterhäuser im Pressegespräch gleich einmal vorab betonte, „es wird weniger werden“, ist Labsal für die geplagten Augen, die Ohren und den Magen. Alexander Pereira hat üppig gekocht, aber das war alles andere als Nouvelle Cuisine, auch keine Bio-Kost, sondern ein Festspielmenü mit reichlich Kunst-Kalorien und ungesättigten Fettsäuren. Entsprechend hoch ist die Vorfreude auf kunst-ökologisch gesündere Nahrung. Dafür steht Hinterhäuser.

Was einem wieder einmal bewusst wurde am Mittwoch bei dem nachmittäglichen Pressegespräch und dem Kuratoriums-Aufmarsch: Dreizehn Prozent des Festspiel-Budgets kommen derzeit von der öffentlichen Hand. Doch dieselbe öffentliche Hand hält zu hundert Prozent das Kuratorium und maßt sich an, über Wohl und Wehe der Festspiele zu entscheiden. Nicht nur via Umwegrentabilität, auch in direkten Steuerabgaben sind die Festspiele bekanntlich Nettozahler. Nach der Kür eines voraussichtlich sehr guten Intendanten stünde nun ehebaldigst an, das System „Kuratorium“ als eine Art Politbüro zu überdenken und zu reformieren.

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