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Ein Aschen!

FEUILLETON

altVon Reinhard Kriechbaum

13/02/13 Aschermittwoch. Kluge Disponenten setzen an diesem Abend keine Aufführung an. Nicht, weil der Verzicht auf alle Lustbarkeit noch ein gar so großes Anliegen in unserer Gesellschaft wäre. So streng sehen den Aschermittwoch heutzutage nicht einmal mehr kirchennähere Menschen. „Strenge Abstinenz“ – so macht uns Mutter Kirche den Tag in der ihr eigenen volksnahen Rede schmackhaft – klingt gar nicht anziehend in unseren Ohren.

Aber vielleicht deshalb kein Theater, weil Gott und die Welt vermutlich beim Heringsschmaus sitzen. Das wäre ein Argument. Im Kleinen Theater und im Toihaus werden sie schon wissen, was sie tun, wenn sie den heutigen Abend spielfrei halten.

Im Schauspielhaus Salzburg hat man solche Bedenken überhaupt nicht. Da ist heute beinhart die Premiere der französischen Konversationskomödie „Der Vorname“ angesetzt. Soll sein.

„Mir wird ernsthaft wie einer Nonne beim Abendmahl“, sagt Wendla in Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“, und gleich drauf „Ich will mein Bußgewand anziehn“. Zu spät, da ist das gewesene Jungfräulein schon schwanger. Im Odeion, wo heute Mittwoch (13.2.) das Borderlines-Festival beginnt, ist man mit „Frühlings Erwachen“ vielleicht eh ganz gut aufgehoben. Bürgerliche Scheinmoral, Orientierungslosigkeit der Jugend sind Themen, die sich in der Fastenzeit auch gut durchdeklinieren lassen.

Wie hält man es heute im Landestheater? „Marie Antoinette“, die geht wohl auch durch am Aschermittwoch. Eindeutig zu lasziv gelebt am Hof Ludwig XVI., und deshalb mitsamt dem Herrn Gemahl einen Kopf kürzer gemacht: ein Lehrstück, in diesem Fall vorgetanzt. Ein bisschen Sinnlichkeit muss schon sein.

Weit und breit spielt leider keiner den „Bauer als Millionär“. Dabei gäbe doch die ans Herz rührende Läuterung des Fortunatus Wurzel schlechthin die Kennmelodie zum Tag: „Wie lang stehts denn noch an, / Bist auch ein Aschenmann! / Ein Aschen! Ein Aschen!“

 

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