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Everyman

GLOSSE

Von Reinhard Kriechbaum

alt13/08/12 Der norwegische Peer Gynt ist ein englischer Popstar, Shakespeares „Sturm“ bläst demnächst ein heftiges französischsprachiges Lüftchen über die Bühne. „Mojo“ war, auch ohne Text, very britisch, Raimunds „Bauer als Millionär“ ist aus dem Weichbild von Wien idiomatisch ins Frankenländle abgewandert. Das Young Directors Project hat uns erst mit der schwarzen Weltsicht Südafrikas – zugegeben – etwas gelangweilt, aber dem koreanischen Blickwinkel auf "Hamlet" sehen wir umso ungeduldiger entgegen.

Der osttirolerische Zungenschlag von Franui (musikalische Hauptakteure in der bevorstehenden Händl Klaus-Uraufführung „Meine Bienen. Eine Schneise“) geht da ohne weiters als hinlänglich exotisch durch. Freilich: Der „Prinz von Homburg“ kommt etwas preussisch-provinziell seinen militärischen Ordern nach, oder auch nicht. Aber insgesamt ist das Schauspiel bei den Festspielen im Moment polyglott wie nur.

Aber der „Jedermann“! Will man das Fest-Schauspiel wirklich internationalisieren, besteht erheblicher Handlungsbedarf. Doch ein Silberstreif am Horizont ist bereits zu sehen. Vorerst in Form eines Gerüchts, aber wer es in Salzburgs Print-Großformat einmal zu einem solchen gebracht hat, dessen Karten enthalten Atouts. Also: Julian Crouch und Brian Mertes sollen laut Buschtrommel im nächsten Jahr für everymännische Welthaltigkeit sorgen.

Für Julian Crouch spricht, dass er mit den Tiger Lillies sogar den Struwwelpeter („Shockheaded Peter“) szenisch gebändigt hat. Da wird die Bekehrung des Jedermann wohl auch gelingen. Hat Christian Stückl die Riederinger Kinder mitgebracht, so könnte Julian Crouch ja die Addams Family nach Salzburg importieren. Die ist zwar nicht so einfach in Dirndlkleidern und Trachtenanzügen zu verpacken wie die Familie Trapp, aber Hofmannsthals Stück, wie wir alle wissen „als ein geistlich Spiel bewandt“, würde enorm an schwarzer Farbe zulegen. Crouch hat jedenfalls schon ein paar Preise abgeräumt für seine 2010 am Broadway herausgekommene Musical-Version.

Den Festspielen, die neuerdings ja sogar Kindertheater („Mojo“) und in den nächsten Tagen ein Familienkonzert bieten (nicht lachen: mit der „Frommen Helene“ von Wilhelm Busch), böte sich mit der „Addams Family“ ein solider Anknüpfungspunkt.

Was die Buhlschaft angeht, wird in der Gerüchteküche noch nicht so heiß gekocht. Nicht mal richtig lauwarm. Der Sex Appeal von Morticia Addams ist so hoch ja nun auch wieder nicht. Eine englischzüngige Schauspielerin sollte es wohl sein. Eine der „Desperate Housewives“, Teri Hatcher, hat dieser Tage erst Salzburg-Luft geschnuppert. Sollte sie hier den Sprung aus den Gesellschaftskolumnen heraus auf den Domplatz schaffen?

Die viel bessere Variante wäre freilich – Madonna. Nicht nur, weil sie blond und manchmal recht freizügig ist. Sie hat angeblich eine katholisch-strenge High School besucht, wäre also schon entsprechend sozialisiert. Diese Tiefenschichten gerade hier bloßzulegen, sollte jeden potentiellen Jedermann-Regisseur herausfordern.

 

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