Radio mit Mehrwert

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

05/07/12 Es geht nicht um irgendein sub-kulturelles Medienunternehmen, und es geht auch nicht bloß um den Ehrgeiz einiger weniger, ihr Radio-Mütchen zu kühlen. Die Radiofabrik ist in vielen Bereichen des sozialen und kulturellen Lebens der Stadt ein Sprachrohr. Oft genug das einzige.

Gerade diese regionale Komponente ist das Entscheidende. Das „Stadtteilradio“ ist ebenso innovativ und Hörer-nah wie eine Vielzahl von „Special Interest“-Sendeschienen für Randgruppen. Die Radiofabrik leistet damit auch unverzichtbare Beiträge zur Integration. Eine Berechnung der „Umwegrentabilität“ in diese Richtung würde ein sattes Plus für das Gemeinwesen ergeben. Schon deshalb ist der Ruf nach mehr öffentlichem Geld, den die Radiofabrik ja seit vielen Jahren immer wieder äußert, kein vermessener Wunsch.

Es ist auch ins Treffen zu führen, dass ein Großteil der Sendestunden ohnedies von ehrenamtlich tätigen, idealistisch gesinnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleistet wird. Aber es ist einsichtig, dass ein Unternehmen mit solcher Sendungs-Vielfalt nicht ohne gesunde personelle Grundstrukturen auskommen kann. Dabei geht es gar nicht so sehr um die Technik. Das wirklich Aufwändige sind Schulung und Betreuung der ambitionierten Sendungsmacher und Sendungsmacherinnen. Sie investieren nicht nur Ambition und Ehrgeiz, sondern auch viel Herzblut in ihre Beiträge (das macht letztlich die Überzeugungskraft des Mediums Radiofabrik aus). Diese engagierten Leute brauchen jede Form der Ermunterung, und dazu zählt eben auch professionelle Unterstützung durch ein Kernteam, das so und so weit mehr leistet als durch die oft prekären Anstellungsverhältnisse gelohnt wird. Es geht bei der Radiofabrik eben nicht bloß um ein paar Hörfunk-Bastler.

Die Schwierigkeiten jetzt gehen unmittelbar an diese personelle Substanz. Stadt und Land sind nun wirklich in die Pflicht genommen, zu suchen: in den Förder-Potts für Kultur, für Soziales. Und ganz besonders in jenem ominösen, winzigen Geldbörsel, das eigentlich platzen sollte vor lauter Geld, das auf dem Weg der ORF-Gebühren als „Landesabgabe“ einfach so im Handstreich kassiert wird. Dieses Geld sollte eigentlich medialen Zwecken dienen, und die Radiofabrik sollte einer der ersten Empfänger sein. Ist sie aber nicht, weil das Meiste von der medialen Landes-Abgabe mit unbestimmter Verwendung irgendwo in den Budgets versickert.

Die Radiofabrik hat sich bisher unter anderem damit über die Runden gebracht, dass man für besondere Medien-Projekte EU-Geld lukriert hat. Die damit erzeugten Kompetenzen kamen natürlich dem Sende-Alltag zugute. Genau diese Art der Finanzierung ist aber nicht ganz koscher und kein Standbein auf Dauer.

Wie man das Blatt also dreht und wendet: Es braucht deutlich mehr Fördergeld für die Radiofabrik. Und niemand sollte weinen um die Steuer-Euros, die ins Sendestudio im Nonntal (im ARGE-Gebäude) fließen: Weil jedes Investment kommt als ambitionierter Ton via Äther zurück. Mit Mehrwert.

Zur Meldung {ln:Die Finanznot geht an die Substanz}