Salzburg - eine Leuchtturmlandschaft?

GASTKOMMENTAR

altVon Alexander Kraus

23/08/10 Auf den ersten Blick mag sich mancher gewundert haben. Das Land Salzburg vergibt einen hoch dotierten Preis an eine „herausragende Persönlichkeit aus der internationalen Kompositionsszene“. Mancher könnte gemeint haben, dass das maßlos wäre, viel zu hoch gegriffen. Wozu, Könnte man fragen, müsse denn Salzburg einen derart hohen Preis stiften, wo es doch ach so viele darbende KünstlerInnen, Musikschaffende hier gibt, die eine Förderung dringend nötig hätten, von den zahllosen anderen Bedürftigen und Bedürfnissen ganz zu schweigen. Nun, schon der nächste Blick nach einigen Gedankengängen bringt Aufhellung, ja Klarheit: Das Land Salzburg Kultur rückt die zeitgenössische Kunst in den Mittelpunkt. Salzburg soll nicht nur als Hüter des Traditionellen wahrgenommen werden, sondern weltweit als Ort, an dem Zeitgenössisches entsteht, gefördert und gewollt (!) wird: Salzburg, ein Ermöglicher des Neuen.

Der internationale Musikpreis Salzburg will Leuchtturm sein und darin begründet sich schon dessen Höhe - sechzigtausend Euro für den internationalen Preisträger und zwanzigtausend für den Förderpreisträger geben gut Licht, um international deutlich aufzufallen. Damit fällt aber viel mehr auf! Und das ist der tiefere Sinn der Sache. Nämlich, dass Salzburg in den letzten Jahren enorm vieles geleistet hat, um sich - neben dem ihm untrennbar zugehörigen Image der Musikhauptstadt - auch das Image eines/r weltoffenen, modernen und zukunftsorientierten Landes/Stadt zu geben, in dem (auch) Neugier und Offenheit herrschen. Die Bekenntnisse von Land und Stadt Salzburg zur Förderung der zeitgenössische Kunst schaffenden bzw. präsentierenden Institutionen und der Künstlerinnen und Künstler legt dafür deutlich Zeugnis ab.

Seine Bestätigung findet das besonders in deren positiver Wahrnehmung durch die Salzburgerinnen und Salzburger, Salzburgs Gäste sowie Öffentlichkeit und Medien auch (weit) außerhalb. Die zeitgenössische Musik hat in den vergangenen Jahren bei den Salzburger Festspielen deutlich an Boden gewonnen und ist zu einer wichtigen Programmsäule geworden (es seien hier zu Dank genannt Hans Landesmann und Markus Hinterhäuser). Die Dialoge der Stiftung Mozarteum laden seit vielen Jahren zur kontroversen Auseinandersetzung mit neuer und klassischer Musik (Stephan Pauly). Die Aspekte Salzburg waren heuer so erfolgreich wie schon seit Jahrzehnten nicht (Ludwig Nussbichler). Mozarteumorchester und Camerata nehmen immer öfter Werke des 20. Jahrhunderts in ihre Programme. Salzburg verfügt über eine reichhaltige KomponistInnen-Szene (IG Komponisten und IGNM Salzburg) sowie über eine erlesene schar herausragender Interpreten zeitgenössischer Musik. Auch an der Universität Mozarteum hat die Zeit Veränderungen mit sich gebracht - das Zeitgenössische wird an der Musikuniversität der Mozartstadt nicht mehr verdrängt, sondern gewinnt (dank Rektor von Gutzeit) zunehmend an Bedeutung - vielleicht wird diese Universität gar einmal führend und begehrt bei künftigen Interpreten und Schöpfern neuer Musik?!

Alle Zeichen deuten darauf, dass Salzburg auf dem besten Weg ist, ein Zentrum der zeitgenössischen Musik zu werden. Die Salzburg Biennale als jüngstes Kind in der Leuchtturmfamilie ist am Wachsen und sieht zuversichtlich ihrer zweiten Ausgabe entgegen. Die internationale Wahrnehmung des so jungen Festivals ist schon kräftig gestiegen, wobei die Leuchtkraft des Musikpreises Salzburg das Ihre dazu beisteuert. Damit wachsen auch die anderen. Auch das oenm . oesterreichisches ensemble für neue musik profitiert von dieser Entwicklung wie es auch zu dieser beiträgt: Das Salzburger Ensemble trägt das neue Image in die Welt - Bregenzer Festspiele, Kunstfest Weimar, Warschauer Herbst, Milano Musica und Wien Modern seien stellvertretend genannt.

Es ist die Aufgabe von Land und Stadt Salzburg, deren Leuchttürme zu pflegen und zu fördern. Das tun sie, sei es, in dem sie - gemeinsam mit dem Tourismusverband Salzburger Altstadt als Hauptsponsor - die Salzburg Biennale ermöglichen, sei es, in dem sie den internationalen Musikpreis des Landes Salzburg so prominent positionieren, sei es mit den vielen anderen Förderungen. Nur so können kleinere Leuchttürme weiter wachsen und neue Lichttürmchen entstehen. Salzburg braucht diese Leuchtturmlandschaft, um sein Licht in die Zukunft zu führen.