Lange genug haben sich junge Menschen diszipliniert und verantwortungsvoll an alle Maßnahmen gehalten, lange genug mussten sie vitale Bedürfnisse, wie Gleichaltrige treffen oder mit Neugierde und Unbeschwertheit die Welt entdecken unterdrücken. Lange genug sind die teils dramatischen schädlichen Nebenwirkungen auf das (körperliche, psychische und soziale) Wohlbefinden unserer Kinder bekannt.
Jetzt wo die Pandemie abebbt, ist es daher höchste Zeit, den Kindern und Jugendlichen Respekt und Anerkennung dafür zu zollen, was sie in diesem (Schul)Jahr geleistet haben! Aber nicht nur: Bei allen Lockerungs-Maßnahmen müssen Kindeswohl und Kinderrechte, so wie in der Verfassung vorgesehen, vorrangig berücksichtigt werden. Doch auch derzeit scheinen bei den Öffnungen alle anderen Bereich wichtiger: Urlaub, Tourismus, Handel, Wirtschaft... Die Ampel steht endlich auf „gelb“, nur im Bildungsbereich wurde sie davon unabhängig auf „rot“ belassen, und damit sämtliche – von zwei Dritteln aller Jugendlichen als massiv belastend empfundenen Einschränkungen – verlängert.
Die Schüler*innen brauchen weniger Leistungsdruck und mehr Unterstützung und Raum in der Schule, um das Erlebte zu bewältigen. Es braucht einen Ausbau von Therapieplätzen und Gruppenangeboten. Längerfristig braucht es eine echte Schulreform, mit gelebter Beteiligung, einer Lehrplanentrümpelung und lebenspraktischem Unterricht, mit einem Demokratisierungsschub und einer integrierten Präsenz von Unterstützungspersonal wie Schulsozialarbeit etc. an allen Schulen.
Wir müssen den Heranwachsenden Lebensfreude, Mut und Zuversicht wiedergeben. Nur so können wir die echten Herausforderungen der Zukunft (Stichwort Klimakrise) gemeinsam bewältigen, denn sie sind – um den strapazierten Begriff zu gebrauchen – die systemrelevanteste Gruppe überhaupt! Kinder, ihr seid Spitze!