Viel Glück der Altstadt und den Festspielen

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

27/02/20 Was nicht alles möglich war: Noch Anfang der 1980er Jahre dienten jene unansehnlichen Gebäude hinter der Pferdeschwemme, in denen dann das Café Niemetz und seine Schwedenbomben Einzug gehalten haben, als Garagen.

Ein beispielloses Auf und Ab kennzeichnete den Umgang mit der historischen Bausubstanz an diesem exponierten Altstadt-Ort. Als in der Mozart-Zeit das Neutor durchgestochen wurde, hatte man noch einen gewissen Respekt vor der barocken Mauer- und Torfront mit den Pferdebildern. Ein vergleichsweise kleines Tor war für den Kutschenverkehr damals ja auch ausreichend. Rund achtzig Jahre später scherte der Barock die damaligen Stadtväter nur mehr wenig, wurde mehr als Hindernis denn als Kulturgut gesehen. Da öffnete man also radikal die Mauerfront, zwei Felder mit den Pferdebildern und ein Torbogen mussten dran glauben. Noch später, 1915, galt es noch einmal Platz zu schaffen. Eine Straßenbahn Richtung Riedenburg nahm den Betrieb auf, und flugs war es um ein weiteres Pferdefresko geschehen.

Der denkmalamtliche Befund jetzt: Die historische Bausubstanz hinter der Pferdeschwemme ist perdu. Mit der nötigen Sensibilität – danach schauen die Pläne von Marte.Marte aus, die heute Donnerstag (27.2.) von den Festspielen präsentiert wurden – lässt sich hier also ein attraktiver, die Innenstadt belebender Platz schaffen.

Die vielleicht entscheidenste Neuerung: Das Blindtor rechtsseitig (von Altstadtseite aus gesehen) soll geöffnet werden. Man muss sich, so die Vorhaben durchgehen, nicht mehr einige Meter seitwärts an der viel befahrenen Straße im Abgasqualm entlang quälen, um das Kartenbüro der Festspiele zu erreichen. Das Kopfsteinpflaster rund um den Rossebändiger ist gewiss ein entschieden einladenderes Entrée.

All das wird man sich in Ruhe ansehen müssen. Die „in das Bauvorhaben involvierten Beteiligten der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung (SVK) und das Bundesdenkmalamt stehen diesem Projekt positiv gegenüber“, so die Festspiele. SVK und Denkmalschützer hielten das Projekt für „entwicklungswürdig“, lautet die vorsichtige Formulierung der Festspiele. Das lässt aufhorchen und lässt den geübten Salzburger die Stirn runzeln: Wenn an ursprünglich preisgekrönten Projekten „entwickelt“, also herumgedoktert wird, kann das ruinös ausgehen. Das eigenartige Stiegenhaus zur Großen Aula im Furtwänglergarten ist ein Negativbeispiel für ein solches Relikt eines Projekts, das ziemlich genial gedacht und prompt minimiert worden ist.

Viel Glück also ist den Festspielen in den nächsten Monaten zu wünschen – und Glück auch der Salzburger Innenstadt, auf dass nicht unter dem Deckmantel der Übervorsichtigkeit etwas zwar Mehrheitsfähiges, aber Halbes heraus kommt. Es ist eine Umgebung, in der sich Neue Architektur durchaus selbstbewusst behaupten sollte.

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