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Billig drehen für ein Bier?

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

17/06/09 In der Wirtschaft ist das ja durchaus üblich: Ältere, teurere Mitarbeiter werden in Pension geschickt. Junge tun's für viel weniger Geld. Wenn die (künstlerische) Filmförderung des Landes Salzburg künftig sich vor allem auf junge Leute konzentriert, dann sieht das auf den ersten Blick gut aus. Wer wollte ihnen Förderung, und sei sie noch so klein, neiden?

Junge Filmemacher, Studentinnen und Studenten oft noch, können Kollegen als Schauspieler heranziehen, und „die kriegen dann ein Bier.“ So hat es der in der Kulturabteilung des Landes zuständige Fachreferent, Olaf Weinhold, gegenüber dem DrehPunktKultur formuliert.

Mit anderen Worten: Wer schon unbedingt Filmemacher, Schauspieler oder dergleichen sein will, soll sich ehzeitig in Selbstausbeutung einüben. So wie sich sogar viele junge Akademiker eben tunlichst mit prekären Arbeitsverträgen abzufinden haben.

Ist das Signal gut, das die Landespolitik in Sachen Filmförderung damit gibt? Es stimmt natürlich: Das Filmemachen boomt, die Förderansuchen haben sich innerhalb einiger Jahre vervielfacht. Die wohlmeinendste Filmförderung würde da nicht mitkommen. Aber andrerseits: Arrivierte Filmemacher im Land im Regen stehen zu lassen, kann auch nicht die Lösung sein. 20.000 Euro Förder-Höchstgrenze: Das ist für einen Film gerade ein Brosamen, selbst im Low-Budget-Bereich. Die Gefahr droht durchaus, dass Filmemacher abwandern. 200.000 Euro direkte Filmförderung des Landes pro Jahr: Das reicht gerade für zehn besser (noch immer nicht: gut) geförderte Streifen. David Brenners Kollege Wilfried Haslauer, der für die kommerzielle Filmförderung zuständig ist, backt deutlich größere Brötchen.

Was sich auch noch herauskristallisierte im DrehPunktKultur-Gespräch mit Olaf Weinhold: Anders als etwa bei der bildenden Kunst, wo die Landes-Förderung doch in sehr vielen Bereichen von Jurys mitgelenkt wird, hat in Film-Angelegenheiten der zuständige Film-Beamte des Landes nach wie vor alleinige Entscheidungsgewalt. Er allein hat die Förderansuchen am Tisch, er sagt, was positiv und was negativ beschieden wird. Das sei immer so gewesen, bekräftigt Weinhold und werde von der Politik auch dezidiert so gewünscht.

Da ist es also wohl nicht schlecht für Filmemacher, den Herrn Weinhold zum Freund zu haben … Das wollen wir nicht unterstellen und auch nicht sein ehrliches Bemühen anzweifeln, mit dem vorhandenen Geld interessante Dinge auf den Weg zu bringen. Aber man muss schon daran erinnern, dass Olaf Weinhold eigentlich bildender Künstler und Restaurator war, bevor er (vor wenigen Jahren erst) Kulturbeamter für den Bereich Film in der Kulturabteilung des Landes wurde. Ob die Politik da ihre Beamten nicht manchmal fachlich überfordert? Hat es gar System, dass sich die Kulturpolitik hinter ihren Beamten versteckt?

Die Förder-Richtlinien wurden jüngst umgestellt, manche Dinge, die seit anderthalb Jahren wenig transparent und unausgegoren wirken, werden sich wohl wieder einpendeln. Aber dass das so gerne zitierte „Filmland Salzburg“ mit aller kulturpolitischer Kraft nach vorne befördert werde - das kann man zur Zeit wirklich nicht sagen.

Und der Landeskulturbeirat, der ja einen eigenen Film-Beirat unterhält? Die Filmemacherin und Drehbuchwerkstatt-Leiterin Gabriele Neudecker hat dort die Leitung (und das Sagen). Einige um die Sache verdiente Leute sind dort vor geraumer Zeit vom Fachbeirat abgesprungen, ohne viel Wind darum zu machen. Aber das sind andere, auch nicht gar so erfreulichen Geschichten. Das große Halali in Sachen filmischer Förderpolitik hört man aus dem Film-Fachbeirat jedenfalls auch nicht.

Zur Meldung Wir sind ein Pappendeckel-Hollywood
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