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Salzburger Marmorstier

STICH-WORT

26/07/16 Da glaubt man als geeichter Journalist, so gut wie alle Auszeichnungen zu kennen, mit denen das Land verdiente Menschen verwöhnt. Falsch. Der „Salzburger Marmorstier“ ist uns bisher noch nicht untergekommen.

Es muss ein besonderes Tier sein. Robust und gewichtig, da aus Adneter Marmor gehauen. Mit Kabarett hat dieser Salzburger Stier nichts zu tun, und noch weniger mit dem lokal in Ehren gehaltenen Traditionsberuf der Stierwascher. Auf der offiziellen Liste der Landes-Ehrungen sucht man den marmornen Stier auch vergeblich. „Der Marmorstier ist ein Geschenk des Landes außerhalb der Ehrungshierarchie“, erklärt der Sprecher des Landeshauptmanns auf Nachfrage des DrehPunktKultur. „Ihn haben bisher zum Beispiel Marcel Hirscher und Anna Fenninger erhalten.“

Durchtrainierte Leute also, das leuchtet ein. Eine solche Marmortrophäe muss man erst stemmen. Die jüngsten Stier-Träger sind aber nicht gestählte Sportler, sie kommen aus dem Bereich der Kultur. Den feinsinnigen Heinrich Wiesmüller, der kürzlich seinen 80. Geburtstag feierte (wir berichteten), würde man nicht unbedingt mit einen Bullen assoziieren. Sagte doch Landeshauptmann Haslauer bei der Stier-Überreichung am Montag (25.7.) sehr richtig, der Geehrte gelte als „der bescheidene Grandseigneur der Salzburger Festspiele“. Wiesmüller „zog stets im Hintergrund die Fäden bescheiden, kompetent und unauffällig“. Kein Torero jedenfalls.

Der zweite marmorne Stier ging an Alfred Winter. Der Gründungsobmann der „Szene der Jugend“, Organisator von fünf Landesausstellungen in den frühen 1980er Jahren und danach Landesbeauftragter für Kulturelle Sonderprojekte hat vor allem in der Nationalparkregion viel bewirkt und ist bis heute im Verein „Tauriska“ engagiert. Da steckt, auch wenn's populär-ethymologisch verlockend wäre, keineswegs der „Taurus“ (Stier) drin. Winter gilt als Wiederentdecker des Philosophen und Alternativ-Nobelpreisträgers Leopold Kohr, dem Apostel kleiner Einheiten. (LK/dpk-krie)

Bild: Landesmedienzentrum

 

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