Turmblasen

 

STICH-WORT

24/03/16 Der Trompetentum auf der Festung: Das ist der runde ohne Zinnen mit überdachtem Balkon, ganz links, wenn man von der Altstadt aus hinauf schaut. Bald wird er seinem Namen wieder gerecht, denn – Salzburg 20.16 sei Dank – es wird dort ab 10.April jeden Sonntag gegen Mittag ein Turmblasen geben.

An nahezu allen bedeutenden Höfen Europas lassen sich schon in früherer Zeit Trompeten nachweisen. Auch in Salzburg bildeten die Hof- und Feldtrompeter seit dem Mittelalter einen festen Bestandteil des Hofstaates. Auf der Festung wurde 1465 ein Trompeterturm, auf dem die Türmer ihren Dienst versahen, errichtet. Ihre Aufgabe war es, herannahende Gefahren oder andere Anlässe zu erkennen und durch ihre Signale zu melden.

Trompeter spielten auch eine Rolle im Zeremoniell des fürsterzbischöflichen Hofes, etwa Signaldienste oder die Begleitung des Fürsten bei Auftritten in der Öffentlichkeit, bei Trauerfeiern und im Kriegsfall. Trompeter gehörten zum „Personenstaat“ der Festung, so lange Hohensalzburg den Fürsten als Wohnung und zur Repräsentation diente. Ab dem 17. Jahrhundert war die inzwischen um- beziehungsweise neugebaute Residenz den Landesherren viel bequemer, und so siedelten auch die Trompeter mit den Fürsterzbischöfen in die Residenz.

In Salzburg sind Musikstücke für festliche Aufmärsche, sogenannte Aufzüge, im Archiv der Abtei Nonntal erhalten. 1977 hat man mit einer Notenedition gerade dieser Stücke (und solcher für den „Salzburger Stier“) die Reihe „Denkmäler der Musik in Salzburg“ begonnen. Komponisten dieser Aufzüge sind vorwiegend Salzburger Hoftrompeter vom Ende des 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts.

Diese Stücke werden beim künftigen Salzburger Turmblasen von der Festung aufgeführt. Man suchte und fand aber auch andere Werke von Komponisten, die am Salzburger Hofe tätig waren. Stefano Bernardi, Heinrich Ignaz Franz Biber, Georg Muffat, Leopold Mozart und Romanus Weichlein haben freilufttaugliche Stücke für Blechbläser geschrieben. Auch auf den Salzburger Komponisten Sigismund von Neukomm, der Musiklehrer von Mozarts Sohn Franz Xaver, will man in diesem Zusammenhang erinnern.

Nun wird also zu überprüfen sein, ob man die Turmbläser besser hören wird als den „Salzburger Stier“. Die Töne des historischen Orgelwerks sind ja kaum einem Salzburger wirklich vertraut, der akustische Grundpegel in der Stadt ist einfach zu hoch. Ein Tipp: Man gehe in einen der Hinterhöfe in der Kaigasse oder am Mozartplatz (auf der Seite der Salzburg-Tourismusinfo). Da haben Stier und Turmbläser bessere Chancen.

Übers Turmblasen hinaus wird es ab Mai jeden ersten Sonntag im Monat eine exklusive Sonderführung zum Jubiläumsjahr 20.16 geben. Da soll man etwas erfahren über die Befindlichkeit der Salzburger im Jahr 1816, als der Verlust der Eigenstaatlichkeit endgültig besiegelt war und das Bundesland zu Österreich, genau genommen verwaltungstechnisch zu Oberösterreich kam. Die weibliche Perspektive soll nicht zu kurz kommen bei dieser speziellen festungsführung, an deren Ende man dann das Turmblasen von der Bastei aus sehr nahe hören und beobachten wird können. (LK/dpk-krie)

Ab 10. April 2016 werden die Turmbläser jeden Sonntag um 11.45 Uhr vom Trompeterturm der Festung aus spielen. Die Führung findet ab Mai jeden ersten Sonntag im Monat um 10 Uhr statt. Treffpunkt ist die Talstation der Festungsbahn. Anmeldung erforderlich: +43 662 842430-11, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bilder: dpk-krie