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Reden wir doch mal Farsi

STICH-WORT

10/03/16 Ab Mitte März gibt es auch in Salzburg Werte- und Orientierungskurse des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) für Flüchtlinge, auch in den Bezirken. Wie wäre es mit Orientierungskursen für uns Greenhorns in der Kultur des Vorderen Orients? Reden wir doch mal Farsi...

Von Reinhard Kriechbaum

Integrationsminister Kurz kürzlich in Salzburg: „Flüchtlinge, die langfristig in Österreich bleiben, müssen so rasch wie möglich Deutsch lernen und die Regeln unseres Zusammenlebens sowie Werte der österreichischen Gesellschaft kennenlernen.“ Eh klar, aber: Die Flüchtlingswelle dauert seit September, also seit über einem halben Jahr an. Sollten nicht nur auch wir uns allmählich dran machen, den ein paar Brocken einer jener Sprachen zu lernen, die viele neue Mitbürger sprechen?

Wie wäre es, mit „bitte“, „danke“ und „willkommen“ in Farsi? Das reden nicht nur die Perser, sondern auch ihre Nachbarn in Afghanistan. Und gerade die Afghanen, so heißt es oft, passen angeblich so besonders gar nicht zu uns. Ein paar Wörter aus ihrer Sprache können wir eh schon, etwa Schach (das Spiel kommt von dort). Leider verwenden wir es auch, wenn wir ausdrücken wollen, dass man Flüchtlinge gefälligst in Schach halten solle. Paradies ist auch Persisch. Das erhoffen sich die Neuankömmlinge hier.

Farsi (oder sie die Afghanen sagen: Dari) ist die wichtigste indogermanische Sprache in West- und Zentralasien und wird dort von 60 bis 70 Millionen Menschen als Muttersprache und von weiteren 50 Millionen als Zweitsprache verwendet.

Einen Schal müssen sie sich in dieser Jahreszeit auch in ihrer Heimat um den Hals wickeln. Scheck kommt auch aus dem Farsi, ebenso wie Karawane oder Magier. Der Pascha leider ebenso, aber glücklicherweise auch viele ur-sympathische Wörter, wovon wir uns manches auf der Zunge zergehen lassen können: Kaviar, Pistazie, Pfirsich und Orange. Die wird man eher nicht im Kiosk erwerben, sondern auf dem Basar. Wenn wir den Pyjama abgelegt haben, können wir die Tasse für den Morgenkaffe bereitstellen. Das alles sind Lehnwörter aus dem Farsi/Dari – oder anders gesagt: Vokabel mit Migrationshintergrund.

Die indogermanischen Wurzeln sollten die eine oder andere Brücke ermöglichen: Da springt uns der altpersische pidar, der neupersische pedar, der lateinisch pater an, der im Vater mündet. Bei der Mutter ists mit matar/madar/mater genau so direkt wie beim Bruder (bratar/bradar/frater). Der Name ist auf Farsi einfach der nam, und istàdan für Stehen klingt durchaus nicht exotisch in unseren Ohren.

Das Hauptwerk der persischen Literatur – „Tausendundeine Nacht“ – ist uns auch geläufig. Leider ist diese Geschichtensammlung im mittelpersischen Original nicht überliefert, sondern nur in arabischen Abschriften. Für das Altpersische wurde übrigens die Keilschrift – zu lesen von links nach rechts – erfunden. Farsi/Dari ist eine Provinz im Iran, deren Name dann für die neupersische Sprache übernommen wurde. Neupersisch war lange Zeit die Lingua Franca , also die allgemein bekannte und verständliche Sprache des Orients und dient auch heute als solche in vielen Teilen Zentral- und Südasiens.

Und was heißt nun „Willkommen“ auf Farsi? Khosh Amadid!

Die Werte- und Orientierungskurse des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) werden auch in den Bezirken abgehalten. Sie haben Seminarcharakter und werden von Frauen und Männern gemeinsam in Kleingruppen von rund 15 Personen besucht. Für die vertiefende Beschäftigung mit den Kursinhalten wurden diese für die Zielgruppe der Flüchtlinge in Form der Lernunterlage „Mein Leben in Österreich“ in den häufigsten Flüchtlingssprachen Arabisch und Farsi/Dari sowie in Englisch aufbereitet.

 

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