Vielseitig begabter Controller

STICH-WORT

16/02/16 Es wäre nicht unser Revier, das einer Kulturzeitung. Aber bei dem Namen horchen wir schon auf: Willi Rehberg. Der alte Knabe ist unterdessen 79, aber das soll nichts heißen: Es wird ohnedies viel zu oft geklagt darüber, dass sich der Durchschnittsösterreicher sich viel zu ehzeitig ins frühpensionistische Nirwana verdrückt.

Von Reinhard Kriechbaum

Diese Gefahr besteht bei Willi Rehberg absolut nicht: Heute Dienstag (16.2.) kommt aus dem Schloss Mirabell die Kunde, dass er zum „Stadtbahnbeauftragten“ bestellt worden ist. „Die Stadt Salzburg hat neu die Position eines Beauftragten für alle die Stadtbahn betreffenden Fragen geschaffen und heute mit Willi Rehberg dem pensionierten kaufmännischen Geschäftsführer einer Thyssen-Krupp- Anlagenbaufirma, besetzt. Der unabhängige Stadtbahnbeauftragte wird versuchen, unter den Gemeinderatsparteien größtmögliche Einigkeit und einen einheitlichen Informationsstand über das Projekt Regional-Stadtbahn herzustellen, er wird für das Land der städtische Ansprechpartner sein.“

Rehberg soll also etwas, was auf die Schiene gehört , auf eben diese bringen. Ein ziemlich anderes Metier als jenes,mit dem wir ihn in unserer Erinnerung abgespeichert haben. Im Kulturbereich ist der Name Willi Rehberg nämlich ganz fest in die Annalen des Kleinen Theaters eingeschrieben. Als dort Ende der neunziger Jahre der Schuldenstand in Millionenhöhe – Schilling, wohlgemerkt – ging, wurde der damalige Gemeinderat Rehberg als Controller bzw. Geschäftsführer beigestellt. Nach der endgültigen Pleite des Theaterunternehmens (das sich mit dem „Metropolis“ im Nonntal übernommen hatte), war es Rehberg, der gemeinsam mit der Urbankeller-Betreiberin viel Gutes tat, um wenigstens das alte Biergewölbe als Theater- und Veranstaltungsraum weiter zu führen (so lange, bis dort die gegenwärtige Crew zusammen fand und eine neue, zukunftsträchtige Organisationsform fand).

„Ich habe Willi Rehberg als präzisen – und wenn's Not tut auch unbequemen – Mann der Zahlen kennengelernt“, zitiert man in der heutigen Presseaussendung Bürgermeister Schaden. Wie wahr! Wieder strapazieren wir unser Gedächtnis: War nicht unser Herr Bürgermeister einer von denen, die liebend gerne Olympische Spiele in Salzburg und nicht im fernen Sotschi gesehen hätten? Da gab es aber einen wenn's Not tut auch unbequemen Widerständler: Willi Rehberg war stets an vorderster Front, wenn es galt, gegen Olympische Spiele aufzutreten. „Er führte die Salzburger Olympia-Gegner für die Spiele 2010 und 2014 an“, lesen wir in einer bayerischen Zeitungsreportage. Dass die Winterspiele 2018 nicht in München bzw. Garmisch-Partenkirchen, sondern im koreanischen Pyeongchang stattfinden werden, ist ebenfalls zu einem guten Teil Rehbergs beherztem Egagement und seiner Fähigkeit zuzuschreiben, sich von hohen Geldbeträgen nicht blenden zu lassen.

Bürgermeister Schaden hat Rehbergs einstiges  Kontrahententum glücklicherweise total vergessen, verdrängt oder professionell weggesteckt.