Leichte Kavallerie

HINTERGRUND / MILITÄRMUSIK

19/05/15 Der Salzburger Landesrat Hans Mayr trägt als Blechbläser zwar keine militärische Uniform, sondern Tracht. Aber wenn es um die Militärmusik geht – konkret: gegen die aktuell drohenden Einsparungen –, dann ist die Solidarität groß.

Aus vollem Rohr tönte es heute, Dienstag (19.5.) erst auf dem Ballhausplatz und dann vor dem Parlament: Bei diesem „Sympathie-Konzert“ bildeten die über zweitausend Blasmusiker aus allen Bundesländern eigentlich nur einen Stoßtrupp aller Militärmusik-Sympathisanten im Lande. 50.000 Unterschriften gegen Sparmaßnahmen ausgerechnet bei den Militärmusikkapellen hat man dem Nationalrat übergeben.

Auch der Salzburger Landesrat Hans Mayr ist zu diesem Anlass mit Instrument auf Wien vorgerückt. Per Bahn, tat die Landeskorrespondenz am Tag vorher kund. Also ein durchaus Phon-starker, aber zumindest ökologisch nachhaltiger Protest. In einer Presseaussendung wies Mayr auf die kulturelle, wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Militärmusik in Österreich hin.

Seit der Aufstellung der Militärmusiken der Zweiten Republik in den Jahren 1956 und 1957 haben insgesamt rund 18.000 Musiker ihren Dienst bei der Militärmusik abgeleistet, heißt es in einem Bericht der Zeitschrift Truppendienst mit Stand Juni 2007. Davon schlugen 417 die Laufbahn von hauptberuflichen Orchestermusikern ein. 511 wurden Musiklehrer, und 828 übernahmen die Leitung von zivilen Blasmusik-Kapellen. Nicht weniger als 14.000 ehemalige Militärmusiker wirken in österreichischen Blasmusik-Kapellen mit und tragen dort maßgeblich zur Erhaltung und Steigerung des musikalischen Niveaus bei.

„Die Militärmusik ist der beste Werbe- und Sympathieträger des Bundesheeres, genießt hohe Wertschätzung in der Bevölkerung und gilt nicht umsonst als unbezahlbares Kulturgut sowie als die Kaderschmiede für die Blasmusik“, sagte auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer anlässlich des Sympathie-Konzertes. „Die Landeshauptleutekonferenz hat sich deshalb kürzlich bei ihrer Tagung nochmals mit diesem Thema befasst und sich für die Erhaltung der Militärmusikkapellen in ihrer bisherigen Besetzungsstärke und Qualität ausgesprochen, damit diese ihrem Kultur- und Bildungsauftrag im bisherigen Umfang nachkommen können.“

Wie bei Kultur-Kürzungen üblich, würden sich Einsparungen im Promillebereich bewegen, im Vergleich zu den Gesamtausgaben fürs Bundesheer. Die bisherigen Kosten der neuen Militärmusiken in Höhe von rund elf Millionen Euro machen 0,59 Prozent des Heeresbudgets (rund 1,86 Milliarden Euro) aus. Die Grundwehrdiener im verlängerten Dienst erhalten pro Monat rund 1.000 Euro. Die Kosten für die 240 Rekruten-Musiker vom siebenten bis zum 14. Monat des Wehrdienstes belaufen sich auf rund 1,9 Millionen Euro, die aus Sicht des Bundes gespart werden könnten.

Die Militärmusikfreunde wehren sich gegen die vom Bund angekündigte Reduzierung der Militärmusiken in den Bundesländern auf zwanzig Mann pro Kapelle. In dieser geringen Besetzung sei die Qualität der Militärmusik nicht mehr aufrechtzuerhalten, argwöhnt auch Landesrat Hans Mayr, der als Flügelhornist den Betrieb einer Blasmusikkapelle quasi von innen kennt. Außerdem mache ein sechsmonatiger Dienst keinen Sinn. Nach einer zweimonatigen Grundausbildung blieben lediglich vier Monate für die Musik.

Bilder: Büro LR Mayr (1); Bundesheer / Harald Minich (1)
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