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Observer in Residence

STICH-WORT

05/06/14 Früher einmal, so um 1984 und George Orwell herum, hat man sich wenigstens noch geniert. Die Geheimdienste zwischen James Bond und MI6 und Dan Brown und NSA wissen sogar heute noch was sich gehört: Die versuchen wenigstens, ihren Kontrollwahn im Geheimen auszuleben. Aber die Universität Mozarteum? Die ist auch noch stolz darauf.

Von Heidemarie Klabacher

Manchmal erfährt man auch als kleineres Kulturmedium etwas als erstes und total exklusiv! DrehPunktKultur wurde also folgendes Geheimdokument zugespielt. Die Quelle ist der Chefredaktion bekannt. Aber auch wir beschützen im Ernstfall die Anonymität mit allen Mitteln. Kalle – äh pardon – Michael Blomquist und Millenium? Nix dagegen!

Also das Geheimdokument im Wortlaut:

Der Universität Mozarteum Salzburg ist es gelungen, mit Gernot Gruber eine herausragende Persönlichkeit aus dem Kunst- und Wissenschaftsbereich für die neu geschaffene Funktion eines „Observer in Residence“ zu gewinnen. Er wird ab sofort für das Studienjahr 2014/15 als interne Qualitätsmanagement-Maßnahme im Auftrag des Rektorats ausgewählte Veranstaltungen der Universität Mozarteum besprechen, Werkstattgespräche mit beteiligten Künstlern und Wissenschaftlern führen sowie das künstlerische/wissenschaftliche Geschehen am Haus kommentieren. Die entsprechenden Beiträge sollen die Qualitäts-Diskussion über die Aktivitäten der Universität Mozarteum im Bereich Entwicklung und Erschließung der Künste/künstlerische Forschung fördern und berücksichtigen dabei insbesondere auch disziplinenübergreifende Aspekte.

Auch die dechiffrierte Nachricht birgt noch einige Rätsel: Braucht eine Persönlichkeit der Musikwissenschaft wie Gernot Gruber einen Versorgungsposten? Die Lage junger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in Österreich ist ja bekanntlich besorgniserregend. Sie finden hier nicht Brot und Lohn und Wertschätzung – und wandern ab. Aber ausgewachsene Kapazitäten und Kapazunder? Dass ein habilitierter und emeritierter Professor, ein gewähltes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ein ehemaliger Obmann der Kommission für Musikforschung der ÖAW und gewähltes Mitglied der Mozart-Akademie der Stiftung Mozarteum Salzburg sich in fortgeschrittenen Jahren als eine Art Orwell’scher „Big Brother“ verdingen muss, gibt ernsthaft Anlass zur Sorge.

 

 

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