Der sechzehnte Zwerg

STICH-WORT

01/07/11 Von Reinhard Kriechbaum - Salzburg ist anders, und wir begnügen uns natürlich nicht mit sieben Zwergen. Demnächst sind es sechzehn. Ein Erfolg von Bürgermeister-Stellvertreter Harry Preuner, der für die Zwerge im Bastionsgarten - und damit also auch für minimal-invasive politische Maßnahmen - ressortzuständig ist.

Von Reinhard Kriechbaum

altAus dem Krimpelstätter-Garten in den Zwerglgarten: Ob das ein Karrieresprung ist für einen Zwerg? Möglicherweise täte sich sein Kastagnettenspiel ein klein wenig traurig anhören angesichts der Perspektive auf Regen statt Bier.

Aus kulturgeschichtlicher Sicht ist die Sache freilich höchst erfreulich. Komplett sind sie ja nicht, die Callot-Zwerge auf der Bastion beim Mirabellgarten. "Nach langwierigen Verhandlungen ist es der Stadt Salzburg gelungen, den ‚Zwerg mit den Kastagnetten’ als Dauerleihgabe der Augustinerbräu-Kloster Mülln OG zu erhalten", freut sich der auch für die Zwerge zuständige Bgm.-Stv. Harry Preuner. „Wenn im August die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen sind, wird das Original aus Untersberger Forellenmarmor als sechzehnter Zwerg im Zwerglgarten aufgestellt werden.“

Die barocke Zwergenskulptur war bisher im Garten des Gasthofes Krimpelstätter beheimatet. Dort ist künftig eine Kopie im Maßstab 1:1 zu sehen, die die Stadt herstellen lässt. Das Original im Mirabellgarten wird auffallen, denn der "Zwerg mit den Kastagnetten" ist eine von nur zwei Figuren des Ensembles, die auf einem Bein tanzt. Für die Gartenplastik jener Zeit stellte das eine große Herausforderung dar.

Bei der 123 cm hohen grotesken Figur handelt es sich um einen lachenden jungen Mann mit Kastagnetten in beiden Händen, der einen exaltierten Tanz aufführt. Auf dem Kopf trägt er eine prächtige Zipfelmütze mit breitem Pelzrand und großer Schelle bzw. Quaste. Bekleidet ist der Zwerg mit einem komischen barocken Theaterkostüm, wie es im Fundus des erzbischöflichen Hoftheaters zu finden war. Die mächtige Halskrause und die vier riesigen Knöpfe des Kostüms entsprechen noch der spanischen Mode. Sie war zur Entstehungszeit des Zwerges am Beginn des 18. Jahrhunderts eigentlich schon passé.

Die ursprüngliche Zwergengruppe stammt aus der Zeit Erzbischof Anton Fürst von Harrachs (1709-1727). Er ließ 28 Zwerge südwestlich des Schlosses aufstellen. Heute stehen noch 15 davon im Bastionsgarten („Zwerglgarten“). Wer Schöpfer der Figuren ist, ist fraglich. Vermutet wird, dass es sich um Ottavio Mosto und Bernhard Mandl handeln könnte.

"Nachdenklich sollte stimmen, dass die Vorbilder für die Zwergenfiguren real existierende Menschen waren, die als Hofzwerge an den Fürstenhöfen des Barock lebten", heißt es in einer Presseaussendung des InfoZ. Der Erzbischof konnte sich das leisten, sie in Stein karikieren zu lassen. Er brauchte sich ja nicht um Wählerstimmen zu sorgen wie ein heutiger Bürgermeister, von dem aus gutem Grund political correctness auch gegenüber Kleinwüchsigen erwartet wird.

Bild: InfoZ / J. Killer