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Klassik-Hörer

STICH-WORT

01/06/11 Die Frage wird sein, ob sich das Nashorn namens Kifaru von der Figaro-Ouverture, von Walzern und Polkas der Strauß-Dynastie oder doch eher von Musical-Schnäppchen aus der Reserve locken lassen wird.

Von Reinhard Kriechbaum

altDass Nashörner ein feines Gehör haben, das wissen Zoologen. Und denen hat Vera van Hazebrouck, Direktorin des Mozarteumorchesters, ung’schauter geglaubt und ist vor einem Jahr im Namen des Mozarteumorchesters eine Partnerschaft für das Breitmaulnashorn Kifaru eingegangen. „Nashörner sind halbblind, gleichen diesen Mangel jedoch durch einen ausgeprägten Geruchssinn und feines Gehör aus.“ Wir haben unsere zoologische Weisheit gegoogelt, zugegeben.

Ums feine Gehör dieser Tiere geht es, wohlgemerkt. Alle weiteren Vergleiche zwischen nashörnlichem Outfit und dem orchestralen Erscheinungsbild sollen, versteht sich, ausgeklammert bleiben. Hörte man sich in der zu Ende gehenden Saison durch die Programme des Mozarteumorchesters, verböte sich auch tatsächlich jede Assoziation mit plumper Masse – man erinnere sich bloß an die Matinee mit Messiaens Turangalila-Symphonie: Auch das massivste Schwergewicht kam tänzelnd daher, in einer Elegance, von der selbst unverbesserliche Nashorn-Freaks nur vor Neid erblassen konnten. Aber, auch ein Ergebnis unseres nasgehörnten Google-Streifzugs: Diese Tiere „überwinden auch schwieriges Gelände ohne große Probleme“. Also doch auch eine Wesensverwandtschaft. Ob das Orchester im Gesamtgewicht mit einem Nashorn konkurrieren kann (bis zu 3,6 Tonnen Lebendgewicht)? In Turangalila-Stärke erreicht es wohl die Masse von drei bis vier ausgewachsenen Tieren.

In diesem Frühjahr ist der Salzburger Zoo fünfzig Jahre alt geworden, und die Nashorn-Patenschaft besteht natürlich weiter: Grund also für ein Open-air-Konzert für alle Musik- und Tier-Freunde. Das musikalische Programm des Abends wird von zwanzig Musikerinnen und Musikern gestaltet und findet direkt auf der Nashornanlage statt.

Hoffentlich ist Kifaru wirklich musikliebend, dass es auch was davon hat. Akustische Tier- und Menschquälerei ist sicherlich nicht zu erwarten, denn das Programm ist mehr als nett, von Mozart über Strauß und Gershwin zu den Beatles.

Konzert am Freitag, 10. Juni 2011, um 19 Uhr, Einlass ab 18 Uhr. Das Package um 38 Euro (erhältlich an der Zookasse oder beim Orchester) beinhaltet neben dem Zutritt in die Nashornanlage und einem Sitzplatz auf rustikalen Strohballen weiters einen Aperitif und Fingerfood. Außerdem: Bei Vorweisen der Konzertkarte kann man mit den ÖBB-Nahverkehrszügen des Landes Salzburg und der Buslinie 25 kostenlos anreisen.
Bild: Zoo Salzburg

 

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