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Flotter Flitzer

STICH-WORT

20/03/11 „Salzburg eröffnet den Frühling“, das ist eine viel versprechende Botschaft und man hört sie gar nicht ungern nach einigen nasskalten Tagen. Aber heute, Sonntag, ist’s ja strahlend schön – ein Tag wie geschaffen, um mit dem Cabrio loszuflitzen.

Von Reinhard Kriechbaum

altDas Auto der Wahl? Lass Dich inspirieren in der Altstadt! Nein, keine Sorge, niemand hat die Poller überlistet oder rücksichtslos zuschanden gefahren. Es geht zur Abwechslung wieder mal um Plakatwerbung. Ähnlich wie Kunst im öffentlichen Raum erregt ja Werbung an Baustellen-Gerüsten reflexartig die Gemüter.

Auf dem eingerüsteten Alten Rathaus prangt Salzach-seitig seit wenigen Tagen ein Plakat, das - adäquat zur demnächst ausbrechenden Jahreszeit und noch viel besser passend zum jungen, dynamischen Image der Stadt Salzburg - ein neues Cabrio-Modell anpreist: einen flotten roten Flitzer. Die Festung wirkt gleich doppelt, denn sie ist Plakat-Hintergrund ebenso wie realer Background für das zierliche Werbe-Ding. Es ist schlappe vier Fensterachsen breit und drei Stockwerke hoch.

„Wo bleibt da die Sachverständigenkommission, die ein solches Werbesujet an diesem prominenten Ansichtsplatz in der Altstadt zulässt?“, erregt sich Ingeborg Haller von der Bürgerliste. Gute Frage. Die Werbung im Vorjahr auf dem Mozartsteg war jedenfalls ein Lercherlschas gegen die PR-Attacke für dieses hübsche Auto.

Aber, das muss man schon auch sagen: Die Bikiniwerbung, wie sie vor einigen Jahren auf den Dom-Türmen affichiert war, ist an Witz und Raffinement mit dem roten Cabrio nicht annähernd zu toppen.

Schlappe 75.000 Euro werden mit diesem Plakat an prominenter Stelle eingespielt, „eine vergleichsweise geringe Summe im Verhältnis zu den Baukosten von 3,6 Millionen Euro“, findet man bei der Bürgerliste. Und man hat auch eine Idee für eine „dem Weltkulturerbe angemessene Baustellenummantelung des Rathauses, denn Kunst und Werbung müssen sich nicht ausschließen.“ Man könne, so Gemeinderätin Ingeborg Haller, „bei der Ausschreibung dieser prominenten Werbefläche durchaus verlangen, dass beispielsweise junge Salzburger Künstler und Künstlerinnen die Gestaltung der Fläche übernehmen.“

Die echten jungen Kreativen verschleudern ihre Ideen gerade für „Podium 11“, dessen Ergebnisse in diesen Tagen und Wochen rundum vorgestellt werden. Jammerschade um dieses Potential, wo es doch Jahr für Jahr in der Stadt Baugerüste an prominenter Stelle gibt.

Bild: Bürgerliste

 

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