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Jodelschnepfe

STICH-WORT

02/03/11 Frau Hoppenstedt ist keine Kundschaft für den Bayerischen Musiklehrer Josef Ecker, weil die Dame hat ihr Jodel-Diplom ja schon. Aber es wird wohl genug andere Menschen geben, die - wie es Loriot seiner Frau Hoppenstedt in den Mund gelegt hat - einmal "auf eigenen Beinen stehen wollen" …

Von Reinhard Kriechbaum

Frau Hoppenstedt will, wie wir aus dem Loriot-Sketch wissen, "was Eigenes", ihr Jodel-Diplom. Als Hausfrau und Mutter möchte man ja, so erklärt sie, nicht völlig nackert dastehen, wenn dereinst die Kinder aus dem Haus sind. Ungerecht, dass sie sich für ihren Eifer am zweiten Bildungsweg später "Jodelschnepfe" schimpfen lassen muss.

Der Weg zum "Jodel-Diplom" führt zu Fuß einen Berg hinauf: "In stolzer Haltung bauen wir unsere Energie auf, trainieren das Zwerchfell mit spezieller Atemtechnik und präsentieren nach einigen Tonübungen den Gipfeljodelruf, mit dem die selbstbewussten Männer (Jäger, Wilddiebe) die liebreizenden Frauen (Sennerinnen) anlocken, die sich wiederum mit einem Lockjodler revanchieren."

Ort der Handlung ist kein Dreitausender, sondern der Kapuzinerberg. Wilderer sollen dort ja auch schon umgegangen sein, und Gämsen gibt es nachweislich. Vielleicht täte es sich doch lohnen, nach liebreizenden Sennerinnen Ausschau zu halten.

Für den 12. März verspricht Josef Ecker, ein Musiklehrer aus dem Chiemgau, hier jedenfalls das "Erste Jodelseminar in Österreich". Das ist zwar, volkstümlich gesagt, "derstunken und derlogen", solche Kurse gehören längst zum Basisrepertoire der Volksmusikverbände. Aber vielleicht ist es ja wirklich das erste Treffen mit Jodel-Diplom-Abschluss.

"Für Ihre Betriebsfeier, Jubiläum, Geburtstag, Junggesell(in)enabschied, Hochzeit, Vereinsfeier, Aktionen, Tagung, Meetings" hält Josef Ecker das Absondern musikalischer Urlaute für sinnreich und praktikabel. Jedenfalls hat das Jodeln "bei mir keinen Platz im Blödsinn und Unsinnmilieu".

"Als Musiklehrer begann ich vor zwölf Jahren auf dem Hochfelln mit den Seminaren zum Jodeln-Lernen. Mittlerweile hat sich diese Art des Gesangs auf ganz Deutschland ausgedehnt und wird von mir hauptberuflich veranstaltet." Sollte bei einer Hafenrundfahrt in Hamburg ein Matrose einen Juchezer übers Meer schicken, steckt wohl das verdienstvolle Wirken des Herrn Ecker dahinter.

Beim beiläufigen Tiriliduliö bleibt es nicht: "Das richtige Atmen, die Stütze des Tons mit guter Haltung, Stimmkraft und Stimmsitz, Körperzentrierung und Schwingung, Balztanz, Löffel und Besenschlagen, Kuhglockenspiel, Teufelsgeige" - der Weg zum Jodeldiplom ist vielgestaltig, anspruchsvoll und man will gar nicht glauben, dass das alles an einem Intensiv-Tag auf dem Kapuzinerberg (am 12. März ab 10 Uhr) für Anfänger zu bewältigen sein soll. Solche sind dezidiert angesprochen, denn "Gesangsvorbildung ist nicht erforderlich. Nichtsänger sind willkommen."

Für schlappe 40 Euro ist man dabei, am 12. März ab 10 Uhr. - www.jodelseminar.de
Bild: www.jodelseminar.de

 

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