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Pueri et puellae

STICHWORT

11/09/20 Nicht nur in Salzburg war das Borromäum die letzte Schule ihrer Art – in ganz Österreich war das erzbischöflichen Privatgymnasium das letzte, das ausschließlich Knaben vorbehalten war. Mit dem neuen Schuljahr fangen dort dreißig Mädchen an.

„Das Borromäum ist beliebt“, meldet die Erzdiözese, das zeigten die Zahlen: 440 Schüler, darunter 110 Erstklässler, drücken dort ab Montag die Schulbank. Die Entscheidung zur Aufhebung der Geschlechtertrennung ist also nicht gefallen, weil die Schüler ausbleiben. „Wir haben einen Höchststand und sogar vier erste Klassen“, berichtet Direktor Winfried Penninger.

Das Borromäum kann am heutigen Standort auf eine mehr als hundertjährige Geschichte zurückblicken. Die Anfänge gehen auf den Salzburger Erzbischof Friedrich Fürst zu Schwarzenberg zurück, der ab 1836 Buben aus den Gebirgsgauen in der Stadt Salzburg privat unterbringen und verpflegen ließ. Bereits 1840 bestand eine Wohngemeinschaft im Berchtesgadener Hof (Posthof) im Kaiviertel, 1843 erhielt das „Archiepiscopale Collegium puerorum“ (Erzbischöfliches Knabenseminar) die staatliche Anerkennung als „autorisiertes Privatconvict“. Die nun etwa 40 Personen umfassende Gemeinschaft übersiedelte 1847 in den Graf-Lodron-Laterno-Primogenitur-Palast (das heutige Mozarteum) in der Dreifaltigkeitsgasse – sinnvoller weise gerade gegenüber dem Priesterseminar, das Ziel für die meisten Zöglinge.

Auf den Arenberggründen im Stadtteil Parsch entstand von 1910 bis 1912 das neue diözesane Knabenseminar und Privatgymnasium Borromäum, vier Mal so groß wie das alte in der Innenstadt. Im Nationalsozialismus kam es zunächst zu sukzessiven räumlichen, personellen und finanziellen Beschneidungen, schließlich zur Enteignung. Das Gymnasium übersiedelte nach Bischofshofen (Pongau) ins dort bestehende Privatgymnasium St. Rupert. 1939 wurde es geschlossen und in die „NS-Erziehungsanstalt Kreuzberg“ umgewandelt. Im Oktober 1946 begann wieder der Schul- und Internatsbetrieb im Gebäude an der Gaisbergstraße.

Die jetzige Öffnung für Mädchen bezeichnet der Direktor als Bereicherung und richtigen Schritt. „Wir müssen Kinder auf die Gesellschaft vorbereiten. Für mich ist eine gemischte Schule zeitgemäß.“ Ein „echter Ruck“ gehe durchs Haus. Wir reißen damit unsere Fenster auf und lassen frischen Wind herein“, unterstreicht Winfried Penninger.

In dieselbe Kerbe schlägt Christa Fuchsberger. Sie ist Referentin für Katholische Privatschulen in der Erzdiözese und sagt zum gemeinsamen Erziehen von Mädchen und Burschen: „Wo wenn nicht in der Schule sollen sie lernen, gut miteinander umzugehen?“ Die christliche Identität der Schule sehen die beiden nicht in Gefahr. „Die jungen Leute verbringen bei uns acht Jahre im christlichen Geist. Das Borromäum bleibt ein guter Boden für Berufungen aller Art.

Das heutige Bildungszentrum Borromäum vereint die Kirchliche Pädagogische Hochschule – Edith Stein, das Erzbischöfliche Privatgymnasium Borromäum, Teile des Seelsorgeamts, die AV-Medienstelle, das Amt für Schule und Bildung sowie das Referat für Berufungspastoral unter einem Dach.

Die Katholischen Privatschulen bieten in der Erzdiözese 30 Ausbildungswege an. 500 Pädagoginnen und Pädagogen unterrichten an 16 Standorten rund 5.200 Schülerinnen und Schüler. (Erzdiözese Salzburg/dpk)

Bilder: Erzdiözese Salzburg

 

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