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Helmut Berger

STICH-WORT

16/09/20 In der DrehPunktKultur-Kritik haben wir nach der Aufführung bei der Grazer Diagonale über einen „wundervoll-verstörenden Dokumentarfilm“ geschrieben. Für den Salzburger Regisseur Andreas Horvath hatte die Sache ein mehrjähriges gerichtliches Nachspiel.

Von Reinhard Kriechbaum

„Seine Backsite bekommt man als Allererstes zu sehen, bevor er wieder in den verdreckten Pyjama schlüpft. Depressiv, versoffen, größenwahnsinnig, mit dem Kopf irgendwo hängen geblieben in seiner ehemaligen Welt der (mehrenteils verstorbenen) Celebrities.“ So beschrieben wir den Beginn des Films „Helmut Berger, Actor“ von Andreas Horvath. Der ist kein zurückhaltender Filmemacher, und er hat sich wohlweislich von dem Schauspieler – dieser lebt zurückgezogen in Salzburg – vorher quasi einen Persilschein ausstellen lassen.

Ob der Film nun ein faszinierendes Charakterbild einer tragischen Selbst-Demontage des damals gerade Siebzig gewordenen Filmschauspielers oder eine mediale Hinrichtung (als solche bezeichnete ihn ein PR-Mann von Helmut Berger nach der Uraufführung 2015 in Venedig) bleibe dahingestellt. Wir beschrieben in unserer Besprechung unter anderem, dass „manches, was Berger dem Filmer in welchem Seelen- und Geisteszustand auch immer auf den Anrufbeantworter gesprochen hat“, hineinmontiert worden ist.

Um diesen Seelden- und Geisteszustand nun ging es in dem Prozess im Landesgericht Salzburg. Berger ließ argumentieren, dass er damals nicht geschäftsfähig gewesen sei, ein psychiatrisches Gutachten stand dem entgegen, und so bekam – vorerst nicht rechtskräftig – der Filmregisseur recht. Letztlich ging es um die Frage, wie viel Privatheit einer öffentlichen Person – die ein Schauspieler vom Format helmut Bergers eben ist – zugestanden werden muss. Aus der DrehPunktKultur-Besprechung: „Das Auf und Ab schwerer psychischer Erkrankung, die Flucht in Scheinwelten, die Hoffnungslosigkeit, mit der sagenhaft tristen Lebenswelt zusammen zu kommen: ein Giftmix in einem Film, der das Exzessive und Selbstzerstörerische dieses Lebens in opulente Bilder packt und das Armseligste mit Wollust greift.“

Bild: Adreas Horvath
Zur Filmbesprechung Zweierlei grandioses Kopftheater

 

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