Die neue Normalität der Krämerseelen

STICH-WORT

28/04/12 Die Debatte hat geradezu zwangsläufig neu aufflammen müssen. Der Handel, genauer gesagt die großen Einkaufszentren liebäugeln gerade jetzt, da sie mit tatsächlichen Umsatzeinbußen konfrontiert sind, mit der Option einer Sonntagsöffnung. Genau so haben wir uns das vielbeschworene Umdenken nach der Corona-Krise ausgemalt...

Es sollen also jene Helden und Heldinnen des Alltags, die gerade in den letzten Wochen so hoch gehalten wurden, gleich mal zu Sonntagsarbeit im Sinne des Mammon vergattert werden. Nicht zu Unrecht spricht Elisabeth Mayer, die Präsidentin der Katholischen Aktion (KA) Salzburg und Sprecherin der Sonntagsallianz von einem „schäbigen Umgang mit Handelsangestellten“, würde ihnen mit der Sonntagsöffnung doch der einzige arbeitsfreie Tag genommen.

„Die Sonntagsöffnung von Geschäften wäre ein gefährlicher Holzweg aus der Krise“, so Elisabeth Mayer. „Während die Umsatzerwartungen der Einkaufszentren ungewiss sind, liegt der Preis, den die Gesellschaft für offene Geschäfte am Sonntag zahlen müsste, auf der Hand.“

Während etwa Richard Lugner jeden Sonntag aufsperren will, schlägt Europarkmanager Christoph Andexlinger sechs verkaufsoffene Sonntage vor – eine Idee, die zuletzt in der Adventzeit 2019 durch die Medien geisterte. Steter Tropfen höhlt den Stein, so das Kalkül - und die Hoffnung stirbt zuletzt, auch jene der Krämerseelen (der Einzelhandel ist diesbezüglich wesentlich reservierter als die Betreiber von Einkaufszentren).

Dazu die Sonntagsallianz-Sprecherin und KA-Präsidentin Elisabeth Mayer: „Es geht beim Schutz des arbeitsfreien Sonntags nicht um freie Stunden für den Kirchgang, wie Herr Lugner wieder einmal unterstellt, es geht um gemeinsame Zeit, die Familien, Freunde, Vereine dringend brauchen.“ Der Sonntag sei ein hohes Kulturgut, das seit Jahrtausenden den Rhythmus von Ruhe und Aktivität bestimmt und daran erinnert, dass der Mensch nicht nur für Arbeit und Konsum da ist. „Wer Sonntagsarbeit sät, wird Sonntagsarbeit ernten – diese Erfahrung ist aus vielen Ländern bekannt. Es wäre das Ende des LKW-Sonntagsfahrverbotes in Österreich, weil Geschäfte auch beliefert werden müssen, Kinderbetreuung z.B. bringe Sonntagsarbeit auch für andere Berufsgruppen“, so Elisabeth Mayer.

Die Sonntagsallianz wehrt sich also „gegen eine Salamitaktik“, die den arbeitsfreien Sonntag beschädigt und mehr als gesellschaftlich notwendige Arbeit am Sonntag ermöglicht. „Ein Anschlag auf den arbeitsfreien Sonntag war bereits die Änderung des Arbeitsruhegesetzes (1. September 2018), die ohne sachliche Einschränkung Arbeit an vier Wochenenden oder Feiertagen pro Person und Jahr erlaubt.“ (EDP/dpk-krie)

Bild: ka.kirchen.net