Bleifrei

STICH-WORT

08/02/17 Wir würden uns hüten, Treibstoff mit zu hohem Bleigehalt in den Tank zu füllen, eh klar. Noch besser ist es, überhaupt ein Hybrid-Fahrzeug zu kaufen. Nun ist die Sache freilich so, dass es überhaupt nichts nützt, wenn Jäger auf umweltschonendste Weise in ihre Reviere fahren, wenn sie dann erst recht mit Blei um sich ballern.

Von Reinhard Kriechbaum

Wir haben glücklicherweise eine grüne Umwelt-Landesrätin, und so versteht es sich beinah von selbst, dass auch die Jagd so nachhaltig wie nur werden soll. Eine Achtziger-Beschränkung auf den Forstwegen war angeblich nicht durch zu setzen. Jetzt geht’s dafür ans Eingemachte: Bleikugeln sind etwas von gestern, heißt es, bleifrei ist nun angesagt. Also eine Art Hybrid-Jagd. Umlegen eines Hebels – und schon läuft die Sache elektrisch? Das geht auch nicht so einfach, denn selbst Astrid Rössler musste erkennen, dass die Blitze aus der 380-kV-Freileitung (so sie denn gebaut würde) nicht ausreichen, um Rehlein oder Gämsen den Garaus zu machen. Außerdem schaut man jetzt schon den Fischern pessimistisch auf die Finger, wenn sie Elektroden in Teiche hängen.

An der Kugel führt kein Weg vorbei – aber bleifrei, das ist drin. Vor fünf Jahren startete die Nationalparkverwaltung in den beiden Forschungsrevieren Habachtal in Bramberg und Anlauftal in Bad Gastein eine umfangreiche Testphase für die Verwendung bleifreier Munition. Die drei Nationalpark-Berufsjäger bekamen neue Waffen, und es wurde genau Buch geführt, ob und wie die Sache funktioniert. Was dem Benzinmotor der Katalysator, das ist dem Jäger der Gewehrlauf. Schädigt ihn womöglich bleifreie Munition? Tut sie nicht, kam jetzt heraus. Weil dem jagenden Volk aber eine gewisse beharrliche Skepsis eigen ist, muss nun die regionale Waffenlobby ran. „Die ansässigen Büchsenmacherbetriebe genießen bei den Salzburger Jägerinnen und Jägern Vertrauen und können so wesentliche Bewusstseinsbildung und Überzeugungsarbeit leisten“, weiß die Landeskorrespondenz. Und das Land hat eine Förderaktion gestartet: Jägern, die sich für bleifreie Munition entscheiden, werden die chemische Reinigung der Waffe durch den Büchsenmacher und das Einschießen zur Gänze, der Ankauf von weiterer bleifreier Munition zu 25 Prozent vom Nationalpark bezahlt.

Es wird also alles besser. Zum Beispiel für die Greifvögel, die den Jägern das Wildbret wegschmausen. Sie bezahlten bisher teuer für das edle Menü und handelten sich vermehrt Bleivergiftungen ein. Über irrtümlich getroffene Treiber oder Jagdhunde gibt es keine medizinischen Langzeitstudien.