Valerie Pachner und Michael Maertens
FESTSPIELE / JEDERMANN UND BUHLSCHAFT
01/12/22 Schon seit Sommer pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass Michael Maertens der neue Jedermann wird. Die Theaterzeitschrift „Die Bühne“ wollte dies damals sogar auf einer Almhütte erfragt haben. Gerüchte nehmen hierzulande oft seltsame Wege. Bei der Buhlschaft haben sich die Spatzen damals verpfiffen: Nicht Mavie Hörbiger wird’s, sondern Valerie Pachner.
Von Reinhard Kriechbaum
Heute Donnerstag (1.12.) haben die Festspiele also die Jedermann-Besetzung offiziell gemacht. Die 35jährige Oberösterreicherin Valerie Pachner, als Bühnen-, vor allem als Filmschauspielerin viel gelobt und öfters mit Preisen bedacht, wird nicht nur die Rolle der Buhlschaft übernehmen, sondern dem Jedermann auch, und zwar an Stelle von anstelle von Edith Clever, als Tod an der langen Tafel gegenübersitzen (sofern diese Szene unverändert bleibt, was natürlich nicht gesagt ist). Da werden also sehr rasche Kleiderwechsel nötig sein, und schließlich wird die Buhlschaft quasi vor sich selbst davonrennen...
Überhaupt darf man gespannt sein, wie Regisseur Michael Sturminger seine Inszenierung auf die neue Personenkonstellation abstellen wird. Michael Maertens, den man in Salzburg ja nicht mehr vorstellen muss, wird ganz bestimmt nicht eins zu eins in jenes Rollenbild schlüpfen, wie es Lars Eidinger in den vergangenen beiden Jahren vertreten hat. Der Lebemann und Prasser sozusagen als aktives Mitglied einer durchgeknallten LGBTQ-Gesellschaft? Da wird man sich im Detail wohl andere Gewichtungen ausdenken müssen, auch wenn Maertens in einem von den Festspielen verbreiteten Interview-Text sagt, er wolle „den zuletzt in Salzburg eingeschlagenen Weg in eine verstärkt weibliche Richtung bei der Besetzung und Charakterisierung der Figuren gerne weitergehen“. Mit Sturminger als Regisseur kann Maertens sich offensichtlich gut anfreunden: „Ich weiß, dass ich von ihm eine vollkommene Neugierde und Öffnung meiner Person gegenüber erwarten darf, wir haben ja bereits zwei Produktionen miteinander gemacht.“
Valerie Pachner freut sich logischerweise auf die Doppelrolle, der Tod hat ja doch mehr zu sagen als die Buhlschaft. „Nicht nur love interest, sondern auch Antagonistin zu sein, finde ich sehr reizvoll. Und es ermöglicht mir, als Schauspielerin mehr zu erzählen.“ Auch sie hat Regisseur Michael Sturminger „in ersten Gesprächen als sehr offenen, aufmerksamen Gesprächspartner erlebt“.
Ein paar weitere Gedanken der neuen Buhlschaft: „Zunächst assoziiere ich mit dieser Rolle schon das offensichtlich ungleiche Geschlechter-Verhältnis. Die weibliche Hauptfigur erfüllt die Rolle der Liebschaft und alle wollen wissen, welches Kleid sie trägt, während die männliche Hauptfigur die ganze Geschichte trägt. Auf einer kulturgeschichtlichen Ebene macht aber genau das den Reiz aus: Wer bin ich als diese Frau, die viel Aufmerksamkeit für ihren Körper, aber wenig Sätze bekommt – im Jahr 2023? Auf rein inhaltlicher Ebene interessiert mich das allegorische Gewicht der Figur. Wofür steht sie – Eros, Lebendigkeit, Freude, das Gegenteil von Tod? Und was passiert mit der Liebe im Angesicht des Todes?“
Weiters auf der Jedermann-Besetzungsliste: Teufel und Gott bleiben in einer Frauenhand, Sarah Viktoria Frick übernimmt die Rollen von Mavie Hörbiger. Mirco Kreibich wird auch nächstes Jahr in der Doppelrolle Schuldknecht und Mammon zu sehen sein. Birte Schnöink spielt Des Schuldknechts Weib und die Guten Werke. Anja Plaschg spielt den Glauben. Cornelia Froboess ist als Jedermanns Mutter unter Vertrag, Helmfried von Lüttichau als Guter Gesell, Emanuel Fellmer als Armer Nachbar. Bruno Cathomas und Fridolin Sandmeyer sind der Dicke und der Dünne Vetter.