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Der Fokus ist entscheidend

FESTSPIELE / FOTOAUSSTELLUNG DUSAPIN

26/07/19 Er komponiert ja nicht nur und ist nicht nur fasziniert von Sprache und Literatur. Er fotografert auch hochprofessionell, obwohl er in dieser Kunst ein Dilettant bleiben möchte: Pascal Dusapin ist dieser Tage in Salzburg stark vertreten: Die Konzertreihe Zeit mit Dusapin wurde am Donnerstag (25.7.) ebenso eröffnet, wie die Fotoausstellungen im Foyer zum Haus für Mozart und in der Leica-Galerie.

Von Heidemarie Klabacher

Die Schwarz-Weiß-Fotografie sein für ihn eine Befreiung von der Wirklichkeit. Seine Motive findet der Französiche Komponist – und Fotograf – meist auf Konzertreisen. Seine Kamera führe er mit sich, wie seine Partituren. Dennoch entstehen keine reiseführer-tauglichen Bilder. Die virtuos einfangenen Spiegelungen auf regennasser Straße oder die streng geometrischen architektonischen Strukturen könnten so gut wie überall auf der Welt fotografiert worden sein. Natürlich entzieht sich auch der Hund, von dem nur die Hinterpfoten auf Pflastersteinen zu sehen sind, nationaler Vereinnahmung. Die Bank um Schnee könnte an vielen Seeufern in Europa, auch in Amerika stehen. „Das Zusammenspiel von Licht und Schatten, von Architektur und Natur stehen im Zentrum der Fotografie des Komponisten Pascal Dusapin.“

Er sei ein Literat der Musik und gleichzeitig ein Künstler der Fotografie, sagte Intendant Markus Hinterhäuser bei der Eröffnung der Ausstellungen unter dem Titel Accords Photographiques: „Es ist selten, dass ein Künstler ein zweites Metier so meisterhaft beherrscht. Ich halte Pascal Dusapin für einen wesentlichen Komponisten unserer Zeit.“ Daher habe er ihm, so der Intendant, eine eigene Reihe im Konzertprogramm gewidmet. Aber auch die Fotografie des Komponisten interessierte ihn, so Hinterhäuser. Er sei im Herbst nach Paris geflogen und habe in Dusapins Studio alles vorgefunden, was ihn begeisterte: Musik, Literatur, Fotografie. „Ich sehe in den Fotografien von Dusapin auch Elemente seiner Musik und Elemente seines Lehrers Iannis Xenakis“, sagt der Intendant.

Karin Rehn-Kaufmann, Art Director Leica Galleries international, war begeistert von der Idee, in Kooperation mit den Festspielen die analogen Fotografien des Komponisten in Salzburg zu zeigen. Sie, so Karin Rehn-Kaufmann, bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstag (25.7.) sei bei ihrem Besuch besonders fasziniert gewesen von den handgeschriebenen Partituren, die wie die Fotografien analog entstehen – „in einer unglaublichen Handschrift, mit Tusche gezeichnet“.

Beim Komponieren sei er in seiner eigenen Welt, sagt Pascal Dusapin. Die Fotografie sei dabei etwas, das ihn in die Realität zurückholen könne. „Fotografieren ist etwas sehr Natürliches für mich.“ Immer wenn er auf Reisen gehe, habe er die analoge Leica-Kamera dabei und nutze sie, „um etwas auszudrücken, was manchmal auch Musik nicht auszudrücken vermag“.

Eine Korrespondenz zwischen seiner Musik und den Fotos könne er selbst nicht feststellen. Aber die Herangehensweise sei eine Ähnliche: „Der Fokus ist entscheidend.“ In der Fotografie könne er entscheiden, ob ein Element im Hintergrund oder im Vordergrund ins Zentrum gerückt werde, ebenso wie er in der Komposition etwa einzelne Instrumente hervorherben könne.

Eine weitere Parallele nennt Dusapin, der oft bis zu sechs Monate lang zuwartet, bevor er seine Bilder entwickeln lässt. „Ich schätze es, dass die Bilder sich erst später offenbaren, ja dass sich mich sogar überraschen.“ Hier zieht er tatsächlich einen direkten Vergleich mit der Musik: „Erst lange nachdem ich meine Partituren fertiggestellt habe, werden sie gespielt...“

Auch einen wesentlichen Unterschied nennt der Künstler: In der Fotografie wolle er ein „Dilettant“ bleiben. Nun ein wahrer Dilettant ist einer , der seine Sache gerne macht...

Steht man vor den Aufnahmen, faszinieren die so konkreten wie zuleich abstrakten Formen und das souveräne Spiel mit Licht und Schatten. Es gehe ihm, betont der Komponist und Fotograf, um die Natur. Und tatsächlich: Obwohl viele Motive aus dem urbanen Raum stammen, Porträts von Menschen sind nicht zu finden. Die Aufnahme einer Sängerin ist denn auch tatsächlich kein Porträt, sondern ein mit federleichter Hand und virtuoser Technik eingefangener Moment.

Accords Photographiques – bis 31. August im Foyer zum Haus für Mozart und bis 12. Oktober in der Leica Galerie -  www.leica-galerie-salzburg.com - zur Konzertreihe Zeit mit Dusapin - www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: dpk-klaba

 

 

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