Wer zahlt, mischt sich NICHT ein

FESTSPIELE / SPONSORING / KÜHNE-STIFTUNG

24/08/18 „Sponsoring ist nicht ganz das richtige Wort, für das was wir tun. Sponsoring will eine Gegenleistung, Rolex will Uhren, Audi Autos verkaufen. Wir als Stiftung brauchen das nicht.“ Die Kühne-Stiftung wird Hauptsponsor der Festspiele bis 2021.

Von Heidemarie Klabacher

Die gemeinnützige Kühne-Stiftung wurde 1976 von seinen Eltern gegründet, sie engagiere sich in den Bereichen Logistik, Medizin und Kultur, berichtete Klaus-Michael Kühne, Hauptgesellschafter der weltweit tätigen Kühne&Nagel Gruppe, heute Freitag (24.8.) in einem Pressegespräch. Der Sponsor-Vertrag wurde für drei Jahre abgeschlossen. Den Festspielen eng verbunden ist das Stifterehepaar Christine und Klaus-Michael Kühne als Projektsponsor für das Young Singers Projekt seit bereits sechs Jahren. Nun trete man in eine neue Phase der Zusammenarbeit, sagt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler.

Für ihn sei es „einfach eine Überzeugung“, so Klaus-Michael Kühne, dass es zu den Pflichten eines Unternehmers gehört, „der viel Glück gehabt hat und wirtschaftlich erfolgreich ist“, sich der Gesellschaft erkenntlich zu zeigen und „etwas zurück zu geben“.

Den Bereich Logistik unterstützt die Kühne-Stiftung etwa mit Logistik-Lehrstühlen an Universitäten in der Schweiz, in Deutschland, China oder Kolumbien. Seit 2010 gibt es in Hamburg die Kühne Logistics University, die weltweit einzige Universität, die auf Logistik und Betriebswirtschaft spezialisiert ist und seit 2017 das Promotionsrecht hat. Im Bereich Medizin engagiert sich die Stiftung vor allem in der Allergieforschung, aber auch hier in der Logistik, etwa in der Vermittlung von Know-How m Rahmen NGO-Hilfsprogrammen „an Konfliktplätzen“ in Afrika.

Förderung im Bereich der Kultur scheint sich für das Stifter-Ehepaar Kühne, besondere Opernliebhaber, quasi von selbst zu verstehen. Auf die übliche Frage, „Was bringt Kultursponsoring?“, antwortet Klaus-Michael Kühne souverän: „Das ist für uns nicht maßgeblich.“ Natürlich müsse jede Firma verantwortungsvoll mit dem Geld umgehen. Ihm und der Kühne-Stiftung gehe es nicht um den „Return of Investment“. „Man freut sich vielmehr, wenn Kultur inspirierend ist und wünscht sich, dass diese Inspiration ausstrahlt.“ Wissend, dass sich nicht jeder für Kultur interessiert, sagt Klaus-Michael Kühne: „Da sollte sich noch etwas tun“. Er nennt die neue Elb-Philharmonie als Beispiel und lobt den damaligen Bürgermeister, der den Wunsch äußerte, jeder Hamburger solle in den nächsten Jahren zumindest einmal in die Elb-Philharmonie kommen.“

Das frische Sponsorgeld fließt „ohne Mascherl“ ins allgemeine Budget der Festspiele. Er habe, so Kühne, nur den Wunsch geäußert, dass die Festspiele weiterhin „Große Oper“ machen und dass das „Young Singers Project“ weiter geführt werde, welches die Kühne-Stiftung bereits seit sechs Jahren „nicht unbeträchtlich unterstützt“. Aufgrund der „charismatischen Ansprache der Frau Präsidentin“, sei ihm es nicht schwer gefallen, sich nun auch als Hauptsponsor ab 2019 gewinnen zu lassen, sagt Klaus-Michael Kühne und wiederholt: „Wenn man etwas fördert, darf man sich nicht einmischen.“

Erstmals in der Geschichte der Salzburger Festspiele ist nun also eine Stiftung als Hauptsponsor gewonnen worden. Sie sei sicher, so Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, „dass das im Sponsoring in eine neue Zeitrechnung führt“. Insofern, als sich hoffe, dass sich künftig weitere Stiftungen, „deren Geld sicher da ist“, als Haupt- oder Projektsponsoren gewinnen lassen.

Bereits seit Jahren ist die „charismatische Ansprache der Frau Präsidentin“ überaus erfolgreich. Die Verträge mit den Hauptsponsoren Rolex und Audi wurden erst jüngst bis 2021 bzw. 2022 verlängert. So könne über die Zeit ihrer eigenen Präsidentschaft hinaus, die sie 2020 zurücklegen wird, dem Intendanten Markus Hinterhäuser ein finanzielles Polster und Planungssicherheit für die nächsten Jahre hinterlassen. „Wichtig beim Sponsoring ist, neue Ideen zu haben, wen man fragen könnte“, sagt die Präsidentin. „Und jetzt ist es leichter, weil das Programm so gut ist.“

Woher kommt überhaupt das Geld? 21 Prozent des Budgets kommen von Bund und Stadt und Land Salzburg. 5 Prozent kommen von der Tourismusförderung und insgesamt 18 Prozent von Sponsoren und Mäzenen, ein wesentlichen Beitrag leisten der Verein der Freunde der Salzburger Festspiele und zahllose Kleinspender. Allein 1300 von ihnen waren am Donnerstag (24.8.) bei der Ehrung für Christa Ludwig eingeladen. Mit solchen exklusvien Veranstaltung vermittle man allen „Freunden und Förderern der Festspiele“ das Gefühl, dass ihre Spende wichtig ist. Nachdem jüngst binnen dreier Monate nach einem Newsletter-Aufruf 145.000 Euro für einen neuen Flügel aufgebracht wurden, gab Markus Hinterhäuser auf eben diesem Flügel ein„Konzert für die Freunde“. So macht man sich Freunde.

Bild: Salzburger Festspiele / Anne Zeuner