Salzburg oder eher St. Pölten

FESTSPIELE / SEARCHING FOR WILLIAM

22/08/17 In Shakespeares „Macbeth“ prophezeien drei Hexen dem König, er habe nichts zu fürchten, solange nicht der Wald von Birnam auf seine Burg Dunsinane komme. Der Wald kommt aber, denn die herannahenden Truppen tarnen sich mit Ästen und Zweigen.

Von Werner Thuswaldner

Es sieht aus, als sei ein Wald lebendig geworden und bedrohe die Festung. In einer Inszenierung der Münchner Kammerspiele löste der moderne Regisseur die Szene vor etlichen Jahren so, dass er bei einer Öffnung an der Rückseite der Bühne einige abgeräumte Christbäume hereinwerfen ließ. Nun ist erklärt, woher der Name einer wenig aufregenden Band aus Dresden, „Woods of Birnam“, kommt.

Warum diese Gruppe am Montag im Salzburger Landestheater gastierte, bleibt aber weiterhin ein Rätsel. Die Tatsache, dass diese Band im Vorjahr bei der deutschen Vorentscheidung für den „European Songcontest“ letzte geworden ist, kann es nicht sein. Mit „Uhu uhu uhu huuh“ fing damals ihr selbstgedichteter Song an. Im Salzburger Programmblatt wurde ausdrücklich vor Stoboskob-Effekten gewarnt. Andere Vorwarnungen wurden nicht ausgesprochen.

Bands dieser Qualität – sehr leistungsfähige Verstärker – gibt es dutzendweise. Als ungewöhnlich könnte vielleicht gesehen werden, dass sich der „Star“ der Band, Christian Friedel, ausdrücklich auf Shakespeare beruft. Seine von ihm inszenierte, im vorigen Jahr entstandene Show heißt mit Hintersinn „Searching for William?“ Seit er in Dresden den Hamlet spielt, fühlt sich Friedel dem großen Engländer eng verbunden. Der Hamlet allein genügt ihm aber nicht. Er erinnert an den Zimmermann Peter Squenz aus dem „Sommernachtstraum“. Der drängt sich bei der Verteilung der Rollen vor und möchte am liebsten alles alleine spielen, sogar den Löwen.

Diesen Wunsch hat sich Christian Friedel mit einem Shakespeare-Potpourrie erfüllt, indem er von der Band begleitet, Texthäppchen aus diversen Komödien und Tragödien, abwechselnd auf Englisch und Deutsch singt und spricht. Shakespeares Werk erweist sich als Steinbruch für Popsongs tatsächlich als wunderbar geeignet. Gesungen sind sie aber ohnehin nicht zu verstehen, doch sie können ja auch über dem Bühnenportal gelesen werden. Friedel tobt sich auf der Bühne aus, lässt farbenfrohe Lichtspiele entstehen und erzeugt immer wieder ganz viel Nebel. Jede Menge kitschiger Projektionen kommen hinzu.

Friedel hat offenbar genau studiert, wie sich Popstars auf der Bühne bewegen. Den Hamlet hat er am besten drauf: tragischer Held mit pubertären Zügen. Es darf nicht unterschlagen werden, dass sich Friedel bemühte, auch Witz einzustreuen. Durch Zustimmung wurde er von Teilen des Publikums gelegentlich angefeuert.

Warum fällt einem während der Darbietung ständig St. Pölten ein? Vielleicht deswegen, weil Bettina Herring, verantwortlich für die Einladung der Truppe, zuvor in St. Pölten tätig gewesen ist. Dort wäre mit „Woods of Birnam“ womöglich Furore zu machen.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli