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Ein Autogramm aufs Gipsbein

SALZBURG MUSEUM / HELP! DIE BEATLES IN SALZBURG

29/01/15 Intermezzo bei der Pressekonferenz der Beatles im Österreichischen Hof: Eine Dame ist auf den Tisch geklettert, einer der Pilzköpfe gibt ein Autogramm auf ihr Gipsbein. Szenewechsel: Paul McCartney hockt in einer Drehpause auf dem Dach eines Schlepplift-Hütterl und genießt die Wintersonne.

Von Reinhard Kriechbaum

Könnte leicht sein, dass in den nächsten Tagen und Wochen manche Salzburger zwischen 60 und 75 ins Salzburg Museum eilen. So sie vor genau einem halben Jahrhundert (1965), als die Beatles in Salzburg waren, sich in die vordersten Reihen drängten, könnten sie sich auf einem der Fotos von Christian Skrein wiederfinden.

In welcher „Fraktion“ waren sie damals? Bei den enthusiasmierten jungen Leuten, die in der verschlafenen Provinzstadt in diesen Märztagen die Beatles mit Jubel empfingen? Oder bei denen, die auf dem Flughaften mit dem Schriftzug „Beatles go home“ oder „Verstärkung für den Alpenzoo“ gegen den Zeitgeist löckten. Eberhard Stüber, der es später zum Chef vom „Haus der Natur“ bringen und als Umwelt-Anwalt Salzburg weiterhin rein halten sollte, war damals Lehrer-Ausbildner und hieß seine Zöglinge gegen die Pilzköpfe demonstrieren. Sogar eine Blasmusik schickte man ins Rennen, zum akustischen Wegpusten des neuen Musikgeistes. Einer der Anti-Beatles-Demonstranten war Albert Hartinger, später Gründer und Leiter der Salzburger Bachgesellschaft. Der arme Kerl muss sich die Hänselei deswegen jetzt bei jedem runden Geburtstag anhören.

Die Beatles kamen damals, weil einige Szenen zum legendären Film „Help!“ in Obertauern gedreht wurden. Während die jungen Herren in Sachen Musik-Movie arbeiteten, gab es für die Ehefrauen der Beatles ein Damen-Programm. Schifahren natürlich. Wir wundern uns: Die Mitglieder der Boygroup aus Liverpool waren damals gutbürgerlich verheiratet. Alle vier.

Aufs Schifahren verstanden sich die Beatles nicht so gut (nur John Lennon war schon mal auf Skiern gestanden). Deshalb wurden viele Szenen gedoubelt – und manche auch wieder verworfen. „Help“ kam im Sommer des gleichen Jahres heraus. Seine Österreich-Premiere (mit dem Titel „Hi-Hi-Hilfe“) hatte der Streifen im Jänner 1966 in Wien. Schade, dass man im Salzburg Museum die Szenen aus Obertauern nicht zeigt. Dafür hätte man wegen der Filmrechte bezahlen müssen, heißt es.

Christian Skrein, noch keine zwanzig, war damals akkreditierter Pressefotograf und den Beatles sympathisch. Ein „cooler Typ“, befanden sie. Deshalb durfte er zwischen 13. und 22. März 1965 ganz nahe ran. Sein Bild, wie die Beatles in Salzburg aus dem Flugzeug steigen, ist über siebenhundert Mal reproduziert worden.

Die ganze Serie, aus der ausgewählte Vintage Prints nun im Salzburg Museum gezeigt werden (und weitere in der Leica Galerie, wo nächste Woche eine Ausstellung eröffnet wird), enthält köstliche Dinge. Da ist ein Bursche mit Kochmütze auf dem Blechdach des Hotels „Edelweiß“ unterwegs, um durch ein Fenster einen Blick auf die Popstars zu erhaschen. Vor dem Terrassenfenster des „Österreichischen Hofs“ drängen sich die begeisterten Jugendlichen, und John Lennon gibt mit exaltierter Geste dem Affen Zucker. In der Popszene hat man sich schon damals gekonnt selbst inszeniert. Die Frisuren der weiblichen Fans wären ein eigenes Thema, das Gewand ein anderes. Es ist eine rührende Rückschau in die sechziger Jahre.

Christian Skrein hat mit seinen 350 Pressefotos (vierzig davon sind ausgestellt) damals Werke geschaffen, die sich unterdessen in den Fotosammlungen von Museen behaupten. 1965 war für ihn ein tolles Musik-Jahr: Er war mit der Kamera auch vor Ort, als am 17. September 1965 in der Wiener Stadthalle die Emotionen des Publikums beim ersten Konzert der Rolling-Stones in Österreich schier überkochten. Als die Beatles anlässlich der „Help!“-Dreharbeiten in der Pension „Marietta“ in Obertauern ein Konzert gaben, war deutlich weniger los. Aber für Zaungäste gab es in diesen Tagen viel zu schauen…

Bald hat sich der Bild-Künstler abgewandt von der Pressefotografie, auf Werbe- und Modefotografie umgeschwenkt und wieder zehn Jahre später in den USA als Filmemacher im angewandten Bereich profiliert. Der demnächst Siebzigjährige Christian Skrein lebt jetzt im Salzkammergut.

„Help! Die Beatles in Salzburg“ - bis 18. März im Salzburg Museum. Zur Ausstellung ist ein Buch mit gleichem Titel erschienen - www.salzburgmuseum.at
Skreins Fotos der Beatles in Obertauern sind bis 21. März in Auswahl auch in einer Ausstellung in der Leica Galerie Salzburg zu sehen, die am 5. Februar eröffnet wird - www.leica-galerie-salzburg.at
Bilder: Salzburg Museum / Skrein Photo Collection

 

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