Zum Kunst-Erleben in den alten Wasserturm

HINTERGRUND / MdM / AMALIE-REDLICH-TURM

01/12/14 Die Causa hat die Gemüter in Salzburg über Jahre bewegt, war doch das Gemälde „Litzlberg am Attersee“ von Gustav Klimt der weitaus prominenteste und wertvollste Restitutionsfall im Land Salzburg.

Nun ist quasi der Vorhang geschlossen. Der letzte Akt hat am Sonntag (30.11.) stattgefunden: Es war die Eröffnung des jetzt so genannten Amalie-Redlich-Turms, des ehemaligen Wasserturms am Kupelwieser-Schlössl. Er dient fortan als Zentrum für Kunstvermittlung und Artist-in-Residence-Studiowohnung.

Das Ölbild „Litzlberg am Attersee“ (1915) von Gustav Klimt wurde vor drei Jahren an den Enkel von Amalie Redlich und Erben dieses wertvollen Kunstwerkes restituiert: Georg Jorisch, 1928 in Wien geboren, 2012 Quebec gestorben, hatte schon vor der Versteigerung des Gemäldes angekündigt, dass ein Teil des Erlöses im Gedenken an Amalie Redlich einem Erweiterungsprojekt des Museum der Moderne Salzburg gewidmet werde. Das Gemälde erzielte bei der Auktion in New York schließlich rund 40 Millionen Dollar. Als Anerkennung für die rasche und unbürokratische Rückgabe des Werkes vonseiten des Landes Salzburg und die persönlichen Bemühungen des damaligen Direktors des Museum der Moderne Salzburg, Toni Stooss, stellte Georg Jorisch großzügige finanzielle Mittel – dem Vernehmen nach über 1,5 Millionen Euro – für den Umbau des ehemaligen Wasserturms in ein Zentrum für Kunstvermittlung mit einer Artist-in-Residence-Studiowohnung bereit. Zu Ehren seiner Großmutter wird der Wasserturm in Amalie-Redlich-Turm umbenannt.

Die 1868 in Budapest geborene Amalie Redlich hat das Gemälde vor dem Jahr 1938 aus dem Nachlass ihres Bruders Victor und ihrer Schwägerin Paula Zuckerkandl erworben. Amalie Redlich wurde gemeinsam mit ihrer Tochter Mathilde 1941 nach Polen deportiert und im selben Jahr in Łodz ermordet. Das Gemälde wurde zusammen mit weiteren Kunstgegenständen aus dem Besitz der Amalie Redlich von der Gestapo beschlagnahmt. Über den Kunsthändler und Sammler Friedrich Welz gelangte das Bild 1944 in die Salzburger Landesgalerie, 1952 in die Salzburger Residenzgalerie und 1982 schließlich in den Bestand der Moderne Galerie und Graphische Sammlung Rupertinum (heute Museum der Moderne Salzburg). „Litzlberg am Attersee“ nahm eine zentrale Rolle in der Sammlung des Museums ein.

Im Jahr 2011 haben Forschungen zur Provenienz zweifelsfrei ergeben, dass Georg Jorisch, der Enkel und Alleinerbe von Amalie Redlich, der rechtmäßige Eigentümer dieses Werkes ist. „Als sich die Situation der Provenienz deutlich abbildete, stellten wir keine Sekunde infrage, dass wir dieses Bild unverzüglich an die Familie Jorisch zurückgeben müssen“, bekräftigt Landeshauptmann Wilfried Haslauer, damals Museumsreferent der Salzburger Landesregierung. „So schmerzlich die Rückstellung dieses Gemäldes für den vom Museum der Moderne Salzburg verwalteten Sammlungsbestand des Landes, aber auch insgesamt für unser Bundesland und für ganz Österreich ist, so meine ich doch, dass die Salzburger Landesregierung bei dem 2002 eingeschlagenen Weg bleiben muss, nicht Nutznießer eines verbrecherischen Regimes sein zu dürfen. Dies gilt nach wie vor.“

11.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene nehmen jedes Jahr an den Kunstvermittlungsprogrammen des MdM teil. Ihnen also kommen die neue Räume im Turm zugute. Außerdem wird drei Mal im Jahr für jeweils drei Monate eine Wohnung samt Künstleratelier im Turm an Kunstschaffende vergeben – laut Vereinbarung ist einer dieser Termine einem Künstler aus Kanada vorbehalten. Dort lebte der Redlich-Erbe.

„Ich freue mich sehr, dass mit der feierlichen Eröffnung des Amalie-Redlich-Turms eine dunkle Seite in der Geschichte des Museum der Moderne Salzburg einen versöhnlichen Abschluss findet und wir damit ein Zeichen für die Zukunft setzen. Der Familie Jorisch sind wir für immer verpflichtet“, sagt Sabine Breitwieser, Direktorin des Museum der Moderne Salzburg.

„Mit dieser Einrichtung können wir Kinder und Jugendliche an die Kunst heranführen. Zahlreiche Künstler und Künstlerinnen werden eine inspirierende Zeit hier im Turm erleben, werden neue Kunstwerke schaffen und auf diese Weise nachhaltig an Amalie Redlich und die Familie Jorisch erinnern“, freut sich Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn. (MdM/dpk-krie)

Die Vermittlungsprogramme des MdM für Kinder und Jugendliche: www.museumdermoderne.at
Bild: MdM / wildteam