Von leichten Mädchen und schweren Meteoriten

HAUS DER NATUR / WELTRAUMHALLE

13/11/14 2,9 Tonnen. So viel brächte der Schreiber dieser Zeilen auf der Sonne auf die Waage. Die Pressedame vom Haus der Natur nur wenig über 1,7 Tonnen. Sie ginge auf unserem Zentralgestirn als leichtes Mädchen durch. Es ist eben alles relativ.

Von Reinhard Kriechbaum

Das imaginäre Abwiegen auf verschiedenen Gestirnen war schon immer ein Highlight in der Weltraumhalle, und wird es auch in Zukunft sein. Dieser seit 1961 eingerichtete intergalaktische Schauraum ist jetzt neu gestaltet worden. Keine Frage, er wird weiterhin zu den Lieblingen junger und erwachsener Besucher im Haus der Natur zählen, gleich nach der Saurierhalle.

Diese Tiere sind übrigens gar nicht wirklich so weit weg, lehrt ein Blick durchs Fernrohr. Man brauchte bloß eine Urlaubsreise unternehmen auf die Spiralgalaxie NGC 2982 und von dort runterschauen auf Mutter Erde: Weil der Abstand 68 Millionen Lichtjahre beträgt, würde man auf dem Heimatplaneten Saurier herumlaufen sehen. Die Zeitreise klappt in der neuen Weltraumhalle auch wirklich!

Das Diorama mit der Mondlandung ist natürlich erhalten geblieben, das muss sein. Neu ist das Wohnzimmer daneben, mit Röhrenfernsehgerät und groß gemusterten Tapeten. Ja, fast genau so hat es daheim ausgesehen, als wir als Jugendliche die Schritte des ersten Mannes auf dem Mond verfolgt haben. Live abzüglich Lichtgeschwindigkeit, aber das ist bei dieser Entfernung noch zu vernachlässigen.

So wird unsereiner also allmählich Retro, und das empfindet man sogar in der Weltraumhalle so, wo die Zeitspannen generell ansehnlich sind. Mit den Körperkräften geht’s auch bergab, drum kann der Eisenmeteorit aus Namibia ruhig ohne schützende Vitrine präsentiert werden. Es wiegt über dreihundert Kilo. Den kann der stärkste Kraftlackel nicht so ohne weiteres davontragen. Das versöhnt wieder.

Viel Anschauliches gibt es, etwa ein Modell, an dem man die Neigung der Erdschräge, den damit verbundenen Lichteinfall und den Wandel der Jahreszeiten datumsgenau nachstellen kann. Ähnliches funktioniert auch on screen. Im „Kraterkino“ stehen fünf Kurzfilme zur Auswahl, von der Entstehung unserer Sonnensysteme bis zum Stratosphärensprung des Felix Baumgartner. In der Abteilung „Weltbilder“ – also den Vorstellungen, die wir uns von unserer eigentlich unfassbaren Umgebung machen – blickt ein alter Grieche aus Bronze sinnierend nach oben.

Die Mondlandung ist nicht der letzte Schrei. ein neues Diorama zeigt das Wägelchen der Marsmission. Das ist aber eigentlich auch schon wieder ein alter Hut: Heute Donnerstag (13.11.) hörten wir ja eben im Morgenjournal einen Bericht über die leicht verwackelte Landung der Forschungssonde Philae auf dem Kometen Tschuri (der heißt allen Ernstes so!). Manchmal überholt die Wirklichkeit das Museum, agieren seine Betreiber auch noch so ambitioniert.

Halten wir uns ans Realistische, steigen wir nochmal auf die Waage. 218 Kilo auf dem Jupiter, auchmoch zu viel. Mars ist gut: 32 Kilo, da steigen die Chancen in der Klasse Fliegengewicht. Wäre eine Kleinigkeit, das 1,7 Tonnen schwere Sonnenmädchen dort hops zu nehmen.

„Unser Universum: Planeten, Sterne, Galaxien“. Die neu gestaltete Weltraumhalle im 2. Stock des Hauses der Natur ist ab morgen Freitag (14.11.) wieder geöffnet – www.hausdernatur.at
Bilder: Haus der Natur / Kressl