Kunst und Gedanken zur Kunst

MdM MÖNCHSBERG / SYSTEME & SUBJEKTE

28/10/14 Die etwas sperriger Ausstellung „Systeme & Subjekte“ mit Sammlungsbestandteilen der Generali Foundation im Museum der Moderne zeigt wichtige Werke der Konzeptkunst. Man muss sich Zeit dafür nehmen und sollte Vorwissen mitbringen.

Von Werner Thuswaldner

Das Salzburger Museum der Moderne hat durch die Dauerleihgabe der Generali Foundation eine bedeutende Ausweitung erfahren. Teile der Generali-Sammlung waren in einer Ausstellung bereits zu sehen. In der neuen Schau, die bis 3. Mai 2015 gezeigt wird, sind nun unter dem Titel „Systeme & Subjekte“ weitere Bestände dieser Sammlung ausgestellt. Dies geschieht in Verbindung mit Beständen aus der eigenen Sammlung des Museums der Moderne. Direktorin Sabine Breitwieser und Beatrice von Bormann, die seit kurzem am Haus als Kuratorin angestellt ist, haben das Ausstellungsprogamm entwickelt. Frau Bormann durfte sich den Hausbeständen widmen, Frau Breitwieser den Exponaten aus der Generali Foundation.

Der Titel „Systeme & -Subjekte“ ist wegen des Stabreims eingängig. Zugleich ist er weitgespannt. Darunter würde sich gewiss ein Großteil der Kunstproduktion durch die Jahrhunderte hindurch subsummieren lassen. Und wie klappt es mit der Verzahnung der Bestände, die einst bei der Gründung des Rupertinums vor mehr als 30 Jahren durch die Schenkung eines beachtlichen Konvoluts an Druckgraphik von Friedrich Welz als Grundstein für eine Sammlung moderner Kunst fungiert haben?

In der Schenkung von Welz bildeten die deutschen Expressionisten eine zentrale Rolle Sie thematisierten die bedrängte Lage des Menschen in höchst unsicheren Zeiten. Die Werke der Generali Foundation dagegen stammen aus der Zeit nach 1960, als in Kunst und Gesellschaft eine generelle Skepsis gegen alles bisher Dagewesene um sich griff. Die Blüte der Konzeptkunst setzte ein. Diese Kunst spielte sich vor allem in den Köpfen ab, sie ist theorielastig. Daher ist von dieser Ausstellung kein Feuerwerk der Sinnlichkeit zu erwarten.

Wer etwa den ersten Raum betritt, sollte seine Schritte bedächtig setzen, denn auf dem Boden liegt eine Anordnung aus durchsichtigen Schläuchen, durch die Wasser gepumpt werden kann. Zweifellos handelt es sich hier um ein System.

An der Wand hängt ein Werk von Robert Barry, der sich zu Beginn der siebziger Jahre den Kunstbetrieb vornahm. Die Arbeit besteht aus acht Einladungskarten von acht Galerien, mit denen Barry damals zusammenarbeitete. Jede Galerie kündigte mit ihren Einladungen eine Einzelausstellung des Künstlers in einer anderen Galerie an. So lud die Paul Maenz Galerie in Köln zu einer Ausstellung in die Galerie Art & Project in Amsterdam, die ihrerseits auf eine Ausstellung bei Jack Wendler in London verwies. Von dort ging die fiktive Reise weiter zu Galerien in New York, Paris, Brüssel, Mailand, Turin, und dann zurück nach Köln. Auch Maria Eichhorn ironisierte den Kunstbetrieb, indem sie für die Kunsthalle in Bern nicht etwa Kunstwerke in traditioneller Form zur Verfügung stellte, sondern Anteilscheine auflegte, mit denen man sich an der Kunsthalle als ökonomischen Betrieb beteiligen konnte.

Der österreichische Anteil an der Schau ist nicht gering. Die runden Tische, wie sie in Jausenstationen und Stehcafes Verwendung finden sind von Heimo Zobernig entworfen worden. Die Grenze zwischen Kunst und Alltag ist hier kühn ausradiert worden. Von Bruno Gironcoli ist die Installation „Schuhe“ aus den Jahren 1970/71 zu sehen. Es ist eine Anordnung von verfremdeten Gegenständen aus dem Alltag auf einer Fliesenfläche. Wie häufig bei Gironcoli, wird das Vertraute rätselhaft. Ein wenig Ironie kommt bei dem Werk „Dreamy“ von Franz West ist Spiel. Er war bekanntlich ein Schüler Gironcolis, diesseitiger als jener und immer wieder zu einer speziellen Art von Humor aufgelegt. Die Traumbilder bestehen aus bunt übermalten Zeitschriftenseiten. Geträumt kann auf einer davorstehenden filigranen Liege werden.

Wer sich für jedes der gezeigten Werke, von denen hier nur einige erwähnt wurden, Zeit nimmt, wird Stunden in der Ausstellung verbringen. Allein um herauszufinden, was die alten Grafikbestände mit der Konzeptkunst zu tun haben, wird sehr viel Zeit erfordern. Um die aufwändige Anordnung der Werke auszukosten, ist freilich eine ganze Menge an Vorwissen nötig. Sonst ist zu fürchten, dass die doch sehr sperrige Schau den Besucherinnen und Besuchern nur wenig Freude bereiten wird.

Die Schau „Systeme & Subjekte“ im Museum der Moder5ne Mönchsberg ist bis 3. Mai 2015 zu sehen – /www.museumdermoderne.at
Bilder: MdM / Sammlung Generali Foundation