Der Arschpfeiferlreiter ist leider in Pension
HINTERGRUND / SPIELZEUGMUSEUM / VOLL HOLZ!
12/09/14 Schlechte Zeiten für den Arschpfeiferlreiter. Er war ja einst das Logo des Salzburger Spielzeugmuseums. Längst ist er abgelöst von dem, was Werbefritzen „Corporate Design“ nennen. Ein doofes schwarzes Viereck. Nicht mal als Hauszeichen am Bürgerspitalsgebäude darf der putzige Knabe auf dem Pferdchen mit Schwanz-Pfeife mehr dienen.
Von Reinhard Kriechbaum
Arschpfeiferlreiter außer Dienst also. Im Ruhestand vielleicht, aber nicht im wohlverdienten. Immerhin ist er die Symbolfigur schlechthin für einen Wirtschaftszweig, der Generationen von Menschen die „Salz-Gegenden“ Hallein und Berchtesgaden wintersüber das Überleben sicherte.
Die Geschichte dieser Orte ist eng mit dem Holzspielzeug verbunden. Für die ländliche Bevölkerung, vor allem die Salinen- und Bergbauarbeiter, war die Erzeugung von Holzspielzeug ab dem Spätmittelalter zu einem wichtigen Nebenerwerb in den Wintermonaten geworden. Oft waren alle Familienmitglieder von jung bis alt in den Produktionsprozess mit eingebunden. Hergestellt wurden unter anderem Docken (Puppen), Schaukelreiter, Steckenpferde, Kutschen, Spieldosen, Grillenhäusl oder Hampelmänner und Rössl.
Das Holzspielzeug war sehr begehrt und wurde weit verbreitet. 1772 wurde in Hallein eine Handelsgesellschaft gegründet, deren primäre Aufgabe es war, „Berchtesgadener War“ nach Wien und Ungarn sowie in die Donauländer bis hin in die heutige Türkei zu vertreiben. „Kraxnträger“ (Wanderhändler) kamen weit herum mit diesen Dingen.
Leopold Mozart schreibt über seinen Enkel, den „Leopoldl“, der bei ihm die ersten Lebensjahre in Salzburg verbrachte, an dessen Mutter Nannerl im Jänner 1786: „Der Leopoldl küsst euch entgegen, lacht und plaudert, und jauchzet oft. Seine Hofstadt hat sich vermehrt, die Mietzerl hat ihm ein Pferd und einen Reitter darauf gekauft, auch ein schönes rothes seidenes bandl daran gebunden, das Pferd hat ein Pfeifferl im Arsch.“
Natürlich kommen der Arschpfeiferlreiter und anderes Spielzeug auch vor in der Sonderausstellung „Alles Holz!“, die morgen Samstag (13.9.) im Spielzeugmuseum die eröffnet wird. Holzspielzeug ist ein unerschöpfliches Thema. Es gab ja einmal eine Zeit vor Lego und Playmobil. Fröbel-Baukästen, der robuste Matador, Holzspielzeug aus den Wiener Werkstätten. Schaukel- und Steckenpferde sind ja auch aus Holz, und die Möbel fürs Puppenhaus ebenfalls. Gezeigt wird historisches Holzspielzeug aus den verschiedensten Epochen und Holzarten, wobei das Hauptaugenmerk auf dem Thema „heimische Holzvielfalt“ und den Eigenschaften der einzelnen Sorten liegt. Man lertnt in der Schau auch viel übers Holz selbst.
Der Arschpfeiferlreiter ist sozusagen der Vorreiter einer ganzen Gruppe von Musikinstrumenten lokaler Schnitzkunst: der „Berchtesgadener Instrumente“, die sogar in der klassischen Musik auftauchen („Kindersymphonie“ „Musikalische Schlittenfahrt“ und dergleichen). Ein „Holzkonzert“ ist folgerichtig morgen Samstag Vormittag im Anschluss an die Ausstellungseröffnung angekündigt. A propos: Ein Musikinstrument liegt ja öfter in Kinderzimmern herum, zu dem die weniger musikkundigen Erwachsenen oft „Xylophon“ sagen. In Wirklichkeit ist es ein Glockenspiel, denn es hat meist metallene Plättchen. Das „Xylophon“ hat nämlich Klangstäbe aus ... richtig geraten. Xylon ist das griechische Wort für Holz.