Aus der weiten, weiten Welt

PANORAMA-MUSEUM / SATTLER / KOSMORAMEN

23/01/14 Das Fernsehen war noch nicht erfunden, deshalb hatte die Schaustellerei ihre Hochblüte: Siamesische Zwillinge hat man präsentiert oder indigene Menschen in Baströckchen (an der Bezeichnung „Neger“ hat sich damals niemand gestört). Aus dieser bunten Vorzeige-Welt kommen auch die Kosmoramen des Hubert Sattler.

Von Reinhard Kriechbaum

069Sie brachten die große Welt ins kleine Schaustell-Zelt und später in den kleinen Pavillon im Kurpark. Nun zeigt man im Salzburg Museum, rund ums Sattler-Panorama, wieder eine neue Auswahl dieser 136 Kosmoramen. Diesmal sind „Wüsten“ und „Umkämpfte Stätten“ die Themen.

Wüste heißt nicht nur Sand, wenn auch auf einem Bild ein ägyptischer Tempel am Nil noch zur Hälfte eigegraben ist in diesen. Der Gletscherbruch bei Chamonix, ein Felsenpass in den Pyrenäen, das Katharinenkloster vor dem Horeb auf der Halbinsel Sinai – das waren Motive, die Menschen im 19. und frühen 20. Jahrhundert natürlich haben staunen lassen. Zwar vermittelte die Fotografie allmählich ähnliche Landschaftseindrücke, aber das war Schwarzweiß. Die Bilder von Hubert Sattler (1817-1904) haben viel mit medialer Vermittlung zu tun, also hat der Maler der Wirklichkeit durchaus nachgeholfen, wenn es darum ging, Klippen noch etwas schroffer, Steinwüsten noch etwas abweisender und ewiges Eis noch etwas bizarrer aussehen zu lassen als in der 070schnöden Wirklichkeit. Und wenn ein Motiv allein nicht das Format füllte: Wolken waren immer gut für die Stimmung. So kommt Salzburger Föhn-Stimmung auch über die Zitadelle von Kairo, den Bosporus oder über das weiße Häusermeer im spanischen Cádiz.

Zweites Thema: Umkämpfte Stätten: Den Tahir-Platz hat es in Sattlers Zeiten noch nicht gegeben, aber auf dem Salah El-Din-Platz war schon damals viel los. Vor Veracruz in Mexiko kämpfen Segelschiffe 071gegen die Wellen, wogegen ein Raddampfer in West-Point ruhig seinen Weg durch den Hudson River nimmt. Täuscht es, oder sieht der spitze Felsen von Gibraltar der Gaisbergspitze ähnlicher als sich selbst?

Allmählich entsteht, bedingt durch die wechselnden Themen der Kosmoramen-Präsentationen, auch ein nettes Konvolut von Katalogheftchen. Mit „Wüsten“ und „Umkämpfte Stätten“ ist man unterdessen bei Heft sechs und sieben angelangt. Zu den meisten Bildern gibt es auch textliche Schilderungen von Hubert Sattler. Sie sind abgedruckt in den Broschüren und lassen uns noch weiter eintauchen in die Erlebniswelt des 19. Jahrhunderts.

Die gegenwärtige Auswahl von Kosmoramen im Panorama-Museum ist bis 12. Jänner 2015 zu sehen – www.salzburgmuseum.at
Bilder: Salzburg Museum